Sie machen ja doch, was sie wollen ...
... sagen die, welche nicht abstimmen oder wählen gehen wollen. Tatsache ist, dass auch die politisch interessierte Menschin Mühe hat, an die richtigen Informationen zu kommen, will sie sich eine Meinung zu einem Thema bilden. Denn wir werden nach Strich und Faden angelogen. So wissen wir beispielsweise nicht, ob der Ausstieg aus der Atomenergie wirklich zu Verteuerungen des Stroms führen wird. Economiesuisse und Wirtschaftsverbände malen derzeit den totalen Kollaps an die Wand, während die IWB und andere stromerfahrene Instanzen das anders sehen.
Wir Ignoranten können höchstens unseren gesunden Menschenverstand einschalten, und der sagt uns, dass mit Strom derart viel Geld zu verdienen ist, dass sich garantiert zahlbare Lösungen finden lassen, ohne Atomkraftwerke. Und besagter Menschenverstand sagt uns auch, dass wir um keinen Preis dieser Welt einen GAU wollen wie in Fukushima. Es braucht keinen Lehrstuhl in Ökonomie um zu erkennen, dass weltweit gesehen die AKWs mehr rentieren, als "Fukushima" kosten wird. Da rechnet der emeritierte Wirtschafts-Professor Silvio Borner sicher richtig. Aber diese Betrachtungsweise ist nichts als zynisch, denn weder Herr Borner noch Herr Blocher noch Herr Somm bieten ihre Gärten oder Parks für das Verlochen des radioaktiven Abfalls an.
Anderes Thema: Schengen und die Einwanderer, "Das-Boot-ist-voll" versus "ohne Zuwanderer stürzt unsere Wirtschaft ab". Was stimmt nun eigentlich? Gehen wir auf Pintenkehr und versuchen, in schnellem Baseldeutsch und ohne Zeigefinger auf der Speisekarte ("Pizza Nummer 3") etwas zu bestellen. Versteht keiner. Denn wer Ihnen auch immer Ihren Wurstsalat spezial bringt, das Schweizer Bürgerrecht besitzt er in aller Regel ebenso wenig wie einheimische Sprachkenntnisse.
Vermutlich brauchen wir also Leute von jenseits der Landesgrenzen, um unsere Wirtschaften in Gang zu halten, und das Gleiche dürfte für die Wirtschaft gelten. Sitze ich aber in meinem Gärtlein und schaue über den Gartenhag der vollständig anwesenden indischen Familie zu, wie sie es sich schon den ganzen Nachmittag hindurch saugut ergehen lässt, derweil bei uns immer einer einem Verdienst nachzurennen hat, dann köchelet es auch bei mir. Neidisch bin ich nicht, aber ich weiss, dass die indische Sippe auf arbeitslos macht und es finanziell völlig ohne einen Finger zu rühren zustande kriegt, das Leben zu geniessen. Und das finanziere ich, als Steuerzahlerdepp der Nation, der ich bin. Was will ich nun – Ausländer rein, Ausländer raus? Was braucht das Land?
Runden wir die heutige Kolumne mit den Banken ab: Was glauben Sie da eigentlich noch? Dass, etwa, diese Saläre, die nun doch wieder bezahlt werden, nötig sind, damit die Banken noch Leute finden, die diesen wahnsinnig anstrengenden Job machen? Lassen Sie sich sofort umschulen, denn das wäre Ihr Traumjob. Seltsamerweise stempeln aber viele ehemalige Bankleute und finden keine Jobs, denn derzeit erhalten sie von der Arbeitslosenkasse noch höhere Unterstützungsgelder, als bei einem entsprechenden Job ausserhalb des Bankenviertels. Die Boni sind also nichts anderes als Pfründe, bei Lichte betrachtet. Unsere 68 UBS-Milliarden wurden anstatt, wie dringend notwendig, in die Bildung, in die Einbildung investiert.
Lügen in der Politik hat keine Konsequenzen. Wer im privaten Rahmen jemanden durch falsche Angaben zu einem Verhalten bringt, wodurch dieser sich selber schädigt, ist ein Betrüger und macht sich strafbar. Das muss auch für die Politik gelten. Damit der Stimmbürger die Informationen erhält, die er braucht, braucht es eine transparente Informationspolitik. An einer Tageszeitung etwa, die den Investor nicht bekannt geben kann, ist etwas faul. Denn der Investor bestimmt, welche Informationen gegeben werden, und welche nicht. Kann also einer nicht dafür gerade stehen, dass er hinter einer Zeitung steht, dann hat er etwas zu verstecken.
30. Mai 2011
"Überaus erfrischenden Kolumne"
Ich gratuliere Andrea Strahm zu dieser überaus erfrischenden Kolumne. Hoffentlich regen die intelligent geschrieben Zeilen nebst PolitikerInnen auch politisch (noch) nicht interessierte LeserInnen, EinwohnerInnen und BürgerInnen zum Nachdenken an. Vielen Dank und weiter so!
Pius Helfenberger, Münchenstein
"Aus dem Herzen"
Sie sprechen mir aus dem Herzen, Frau Strahm!
Barbara Umiker Krüger, Arlesheim