![]() Eine solche SBB wollen wir nichtVon PETER KNECHTLI PS: Ein Kompliment an das Zugspersonal. Professionell etwa, wie gestern Abend ein Zugführer eine Gruppe Jugendlicher dazu brachte, ihre blanken Schuhe von den Sitzen zu nehmen. Er tat es in einem so angemessenen Ton, dass ihm die Kids schliesslich "einen schönen Abend!" wünschten. 4. Januar 2008
![]() "SBB-Leistungen werden immer schlechter" Es ist leider eine traurige Tatsache, mit der wir Pendler offenbar zu leben haben, ob es uns passt oder nicht. Die Leistungen der SBB lassen von Fahrplanwechsel zu Fahrplanwechsel mehr zu wünschen übrig. Dabei wünschen wir Pendler uns eigentlich nicht viel mehr, als einigermassen pünktlich von A nach B, respektive von Basel nach Zürich und wieder zurück gebracht zu werden.
Die Strecke Basel-Zürich wird aber sträflich vernachlässigt. Angefangen beim schlechtesten Wagenmaterial, das die SBB zu bieten haben, bis hin zu unverständlichen Wartezeiten auf offener Strecke. "Weil vor uns ein langsamerer Zug fährt", heisst es jeweils, oder "weil wir einen Zug auf der anderen Strecke abwarten müssen".
Was Eisenbahnen heutzutage zu bieten in der Lage sind, dürfen wir dann erfahren und erleben, wenn wir Pendler das Glück haben, einen deutschen ICE oder gar den französischen TGV benutzen zu können. Fahrkomfort vom Feinsten, bequeme Sitze, gute individuelle Beleuchtung, Stromanschlüsse für Laptop und Handy, Ruhewagen (die zwar von Schweizer Ausflüglern kaum respektiert werden) und vor allem kein Gerüttel.
Es ist in diesem noch kurzen Jahr bereits zweimal vorgekommen, dass ich uns Fahrgäste im Basler Bahnhof fünf Minuten nach der Ankunft durch den Nothahn befreite. Die Türen blieben einfach und kommentarlos geschlossen.
Pünktlichkeit kann man heute schon gar nicht mehr erwarten. Wer sicher seinen Termin in Zürich wahrnehmen will, muss zwei Züge vorher fahren. Auf ein Schreiben mit den wichtigsten Mängeln reagierten die SBB-Verantwortlichen mit einem Gegenschreiben und langen Erklärungen, die schlicht hiessen: "Wir arbeiten daran".
Ich pendle als eingefleischter Autofahrer (!) erst seit etwas mehr als einem Jahr, aber ich bin bereits wieder mit meinen Gedanken nahe daran, wieder das Auto zu benutzen. Hinzu kommt, dass einem in Basel bei der Ankunft die Trams vor der Nase wegfahren - die BVB nehmen offenbar bei der Fahrplangestaltung keinerlei Notiz von den wichtigsten Pendlerverbindungen an den Randzeiten.
So wird ein Arbeits-Heimweg Zürich bis vors Haus in Hagenthal zum täglichen, fast zweistündigen Geduldsspiel und Ärgernis. Peter Kleiber, Hagenthal-le-Haut, Elsass "Ärger mit Umsteige-Informationen ab Automat" Eines wird immer deutlicher: Mit der erneuten Fahrplan-Verdichtung per 12. Dezember 2007 sind die SBB definitiv am Limit angekommen. Was mich besonders ärgert, ist die Tatsache, dass auch die Computer-Programme offensichtlich nicht in der Lage sind, Abweichungen zu den Sollzeiten bei den voll-automatisierten Durchsagen zu berücksichtigen. Weder in den Zügen ("... wir treffen in Olten ein ..."), noch an den Stationen ("... hier Olten, Ihre nächsten Anschlüsse ..."). Erstere werden nicht selten erst angesagt, wenn der Zug bereits steht. Letztere, die Umteige-Informationen, die vom fernen zentralen SBB-Computer offensichtlich anhand der Soll-Fahrplan-Zeiten ausgelöst werden, haben es in sich: In Olten gehört es zur Tagesordnung, dass die automatischen Umsteige-Informationen über die Lautsprecher entweder im Donnern eines endlos langen Güterzuges, der justement im selben Moment den antiken Bahnhof durchquert, untergehen oder dann erst ertönen, wenn man entnervt in der Unterführung die Abfahrtszeitentabelle konsultiert, allwo es keinen einzigen Lautsprecher gibt! Guido Wemans, Himmelried "Grosse Klappe in der Werbung" Als alltäglicher Benutzer der Deutschen Bahn und der Berliner U- und S-Bahnangebote könnte ich das gleiche Lied anstimmen wie Knechtli über die SBB und ihr reales S-Bahn-Angebot in der Region Basel.
Das eine ist, dass man konstatiert, wie weit Theorie und Realität bei den Bahn-Angeboten in Stadtregionen offensichtlich immer wieder auseinander klaffen. Das andere ist die Ohnmacht, mit der man als Fahrgast dann jeweils herumsteht oder herumsitzt. Bezahlt hat man. Die Gegenleistung stimmt nachhaltig nicht.
Nur: Ist es nicht bald überall, wo man sich öffentlich bewegt, wo man etwas kauft, wo man Kunde ist, genau gleich: Grosse Klappe in Werbung, im angepriesenen Angebot, oftmals miserable, unsachliche und unfachliche Bedienung und schliesslich der reinste Larifari, wenn es darum geht, Serviceleistungen, die mit einem Kauf verbunden sind, zu reklamieren, weil sie nicht wie versprochen (und vorgängig bezahlt) erfüllt werden. Einige der Gründe für diese Entqualifizierung alltäglicher Verkäufer-Kundenbeziehungen scheinen mir schon auf der Hand zu liegen:
Durch die neoliberale Ideologie, die im Finanzwesen immer unverschämter herrscht, geht es vielen "Investoren", das heisst den Banken und den Versicherungskonzernen, nicht mehr um die Alltagstauglichkeit und damit verbunden die Alltagsfinanzierbarkeit menschlicher Bedürfnisse und deren Deckung, sondern bloss um "Wachstum", um Quartalsgewinn und dergleichen mehr. Nachhaltigkeit, mittelfristige Finanzplanung etwa, Verlässlichkeit im Kredit- und Finanzierungswesen sind inzwischen weitherum verschwunden. Denn solcherlei ist mit "Unkosten", etwa mit Löhnen, mit Ausbildung, mit Arbeitsplätzen usw. verbunden. Wer zu viele dieser Unkosten produziert, wird an den Börsen und damit im Allerheiligsten der herrschenden Ideologie abbestraft. Die Auswirkungen dieser Unverschämtheiten sind in den USA ausserhalb der wenigen urbanen Zentren sehr gut zu beobachten.
Ein zweiter Punkt ist, dass die gleiche Ideologiedogmatik weitherum unwidersprochen behauptet, alles und jedes sei staatsfern, sei "privat" besser zu organisieren. Dass gerade der öffentliche Verkehr auf "Privatebene", also auf Rendite ausgerichtet, nicht funktioniert, kann man dort, wo solcherlei eingerichtet worden ist, in den USA, in Grossbritannien, in den Niederlanden studieren. Ein halber Tag mit dem Versuch, in Grossbritannien mit öffentlichen Verkehrsmitteln einigermassen pünktlich und unfallfrei von A nach B zu gelangen, reicht schon, um zu erkennen, welch abstruse Behauptung darin liegt, Privates laufe per se besser. Es stimmt schlicht und einfach nicht.
Hinweisen möchte ich, aus eigener bitterer Erfahrung in Berlin, was in der Schweiz auf Telefonkunden zukommt, wenn die sogenannte "letzte Meile" von der Swisscom weggenommen und privatisiert wird:. Die Wartezeiten für Telefonanschlüsse, für Verkabelungen usw. werden ins Unerträgliche gesteigert.
Kurz: Wer unwidersprochen neoliberale Primitivideologie säen lässt, kriegt Unpünktlichkeit, Personalmangel, Unausgebildetheit und schliesslich Zerfall geliefert. Alois-Karl Hürlimann, Berlin "SBB gehen nicht von den Kunden aus" Die SBB checken einfach nie, was angemessene Fahrgast-Information ist. Auch wenn bei einer Panne noch niemand weiss, was das Problem ist, dann informieren etwa die Trenitalia oder auch die DB fürs Erste, dass ein Problem vorliege und man aber noch nicht wisse, worum es sich handle. Und man weitere Informationen erhalten werde, sobald mehr bekannt ist. Dann weiss ich als Passagier immerhin mal, dass sich jemand des Problems annimmt und sich wieder melden wird. Die SBB "reut" es anscheinend, eine solche Durchsage zu machen, solange man noch nicht weiss, welcher Wagen mit welcher Wagennummer aus welchem Heimdepot für die Panne verantwortlich ist.
Wofür werden all diese SBB-Sprecher eigentlich bezahlt? Seit Jahren gelobt man Besserung, aber ändern tut sich nichts. Weiterbildung - Fehlanzeige. Immer noch geht man zuerst vom Betrieb statt vom Benutzer aus. Kein Bewusstsein auch darüber, dass man als SBB in Konkurrenz zur Strasse steht. Dass nicht ich den SBB dankbar sein muss, dass sie mich gnädigst so weit nicht zu umständlich transportieren, sondern dass umgekehrt die SBB mich und andere erst als Kunden gewinnen und dann mit modernem Service halten müssen. Dieter Stumpf, Basel |
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