![]() Solidarisch oder nicht, das ist die FrageOhne Solidarität hätten wir keine Schweiz. Nur dank dem Zusammenstehen von Uri, Schwyz und Unterwalden gegen die Obrigkeit gelang der Coup.
Auch den Versicherungen liegt der Solidaritätsgedanke zugrunde. Jeder zahlt ein, und wer in Not ist, profitiert. Die Krankenkasse wäre auch eine Versicherung. Das sieht dann so aus, dass bei meiner Krankenkasse (Grundversicherungen mit Unfall) Leute mit Jahrgang 1970 in Basel monatlich eine Prämie, sprich einen Solidaritätsbeitrag von 372.40 Franken zahlen, wenn sie weiblich sind, die männlichen 365.75 Franken. Die Twanner Männer dieses Alters kommen auf 287 Franken und schlagen ihre Frauen damit um 6.55 Franken. In meinem Alter bezahlt eine Frau in Twann monatlich rund 80 Franken weniger, als hier in Basel, fast einen Tausender im Jahr. Und an beiden Orten mehr, als ein Mann gleichen Alters.
Die Krankenkasse ist also ein schlechtes Beispiel für Solidarität, Junge zahlen weniger als Alte, Männer weniger als Frauen und Städter mehr als die Landbevölkerung. Solidarisch wäre eigentlich, dass Jung und Alt und Frau und Mann und Stadt und Land zusammenstünden. Wie 1291. Aber lassen wir das.
Wir sollen, so heisst es, mit denen solidarisch sein, denen es nicht so gut geht, wie uns. Also ungefähr der ganzen Welt minus der Schweiz. Das zieht natürlich bei uns Schweizern, die wir die Demokratie sozusagen erfunden haben wollen. Denn demokratisch sein heisst ja nichts anderes, als solidarisch sein, denn alle baden aus, was sich alle selber eingebrockt haben.
Konkret sollen wir vor allem mit denen solidarisch sein, die aus anderer Herren Länder hierher pilgern. Doch damit kommen wir ins Schleudern. Denn: Wer wirklich Hilfe braucht, der muss sie kriegen, und so sammeln wir wie verrückt für die Opfer der Hungersnot. Aber dass wir uns abrackern für Taugenichtse, die am Nachmittag gemütlich in der Sonne am Rheinbord sitzen und grillen, das kann es ja nicht sein.
Hilfe und Solidarität sind zwei paar Stiefel. Solidarität bedingt einen Grundkonsens: Alle bringen ein, und wen es trifft, der erhält. Wer an diesem Grundkonsens nicht beteiligt ist, ist nicht Teil des Solidaritätsgebildes. Was nicht heisst, dass ihm nicht geholfen werden soll – bloss hat das nichts mit Solidarität zu tun. Sondern mit Mitmenschlichkeit, Humanität, Hilfsbereitschaft.
Fehlt der Grundkonsens der potentiellen Gegenseitigkeit, wie sie die Solidarität voraussetzt, entsteht ein Ungleichgewicht, weil einer nur gibt und der andere nur kriegt. Dieses wird durch die Hilfsbedürftigkeit des Empfangenden solange ausgeglichen, als diese besteht. Danach ist er dran und muss, soweit er kann, zurückgeben. Indem er sich integriert, arbeitet, mitmacht und die Gesetzte befolgt, zum Beispiel.
Wer aus Solidarität Unterstützung erhält, steht in keiner Schuld. Wer aber nur Hilfe bezieht, und nichts beiträgt, nutzt aus, was zu schlechten Gefühlen bei denen führt, die helfen. Das Resultat kennen wir. Hilfe darf also, ja muss, an Bedingungen geknüpft werden, denn auch die Solidarität basiert auf einer Bedingung. Nur so lässt sich sozialer Friede erreichen.
Seien wir solidarisch, und seien wir hilfsbereit. Aber vermischen wir Solidarität nicht mit Hilfe, sonst wächst die Wut im Bauch. Und das hilft niemandem. 22. August 2011
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