Von Höschen und Strings im Beach-Volleyball
Als ich kürzlich las, die Badminton-Spielerinnen hätten sich erfolgreich für Shorts und gegen Röckchen gewehrt, war ich voller Verständnis. Ich habe mit Sport bekanntlich nicht viel am Hut und verbinde "Ballgefühl" mit Wienerwalzer und Tango statt Tennis. Meine Tennis begeisterte und begabte Mutter hat einst restlos vergeblich versucht, mich anders zu programmieren. Abgesehen davon, dass ich es völlig sinnlos fand, einem armen Trainer Bälle zurück zu spielen, fand ich das Tenü oberpeinlich. Frauen trugen Mini-Jüpchen und darunter seltsame Unterhosen mit Spitzenvolants. Das sah aus wie Windeln. Und machte mich noch verlegener, als ich es mit 14 eh schon war.
Und nun sass ich kürzlich an einem Beach-Volleyball-Turnier und staunte. Denn die Spielerinnen waren sozusagen unten ohne. Oben trugen sie breite Bustiers, auf denen in Riesenlettern der Name eines Sponsors prangte. Dito auf der Kappe, dito auf Armbinden und so weiter. So wie im Formel 1-Zirkus. Aber vom Bauchnabel an abwärts: nada. Aus modischer Sicht – und davon verstehe ich mehr als vom Sport – wird zum knappen Slip ein knappes Oberteil getragen, und ein breites Bustier wird mit einem Shorty kombiniert. Beim Sport muss die Brust gestützt werden, also ist das Bustier okay. Und dazu gehören Shorts.
Was da also im Sand herum hechtete, sah sehr, sehr seltsam aus. Ist aber Vorschrift, wie ich erfuhr. Maximal 7 Zentimeter breit darf die Hose seitlich sein.
Beach-Volleyballerinnen sind Sportlerinnen und weder Models noch Porno-Sternchen. Es sind junge, hübsche, kräftig gebaute Frauen wie meine Töchter, mit hier und dort etwas zu viel oder zu wenig Speck und nicht unbedingt Idealmassen. Und sie fühlten sich ganz offensichtlich unwohl in ihren lächerlichen Slips.
Was jede Frau versteht, denn bei derartigen Mini-Slips rutscht der Stoff bei starken Bewegungen in den Fudischlitz. Was ein ekliges Gefühl ist, weshalb die Trägerin rasch mit dem Finger unter den Stoff fährt und das Teil wieder auf die Po-Backe bugsiert. Genau das taten die Sportlerinnen dauernd. Geht das nicht, etwa weil eine Spielerin gerade den Ball abnehmen muss, dann wird das Höschen zum String und wurstelt in der Taille irgendwie rum. Bei einer der Spielerinnen hüpfte zudem von weitem sichtbar das Tampon-Schnürchen mit, was in diesem Tenü nicht zu verhindern ist.
Leute, wir reden hier von SPORT. Zwingt man da junge Frauen, die lediglich Sport treiben und in keiner Weise rumstrippen wollen, ihre primären Geschlechtsteile nur gerade notdürftigst zu verhüllen? So, dass sozusagen alles erahnen kann, wer möchte, und auch sehen, wenn die Frauen hinfallen und das Stoff-Fetzelchen verrutscht? Beach-Volleyball als Peep-Show?
Das verstehe, wer wolle. Die Männer dieser Sportart sind normal angezogen. Bei denen hüpften in der Pause ein paar Tänzerinnen in Schnürli-Bikinis rum. Dagegen ist nichts einzuwenden, denn die Tanzbewegungen sind kontrolliert, und nichts wird gegen den Willen der Tänzerin entblösst.
Trainer, Coaches, Verbände und Sponsoren – wo sind sie bloss geblieben? Im Vergleich zu den geltenden Tenü-Regeln im Frauen-Beach-Volleyball sind die läppischen Röckchen beim Badminton doch Peanuts!
20. Juni 2011
"Ziemlch unelegant"
Ich stimme mit Frau Strahm voll überein: Es ist ziemlich unelegant, wenn die jungen Damen während des Spiels immer mal wieder nach hinten greifen müssen, um das zwischen die allersüssesten Fudibäckchen geratene Höschen wieder
zurückzujustieren. Ich schlage deshalb vor, dass den Volleyballspielerinnen ein String-Tanga vorgeschrieben wird, womit das Problem gelöst werden kann.
Ein Mini-Jüpchen wäre aber zu verbieten, denn solche werden ja schliesslich auch nicht am Strand getragen. Die beste Lösung wäre, statt eines Textilbands hinten einen Silch zu tragen; das würde am wenigsten genieren. Wenn diese Kleidervorschrift durchdränge, würde ich auch wieder weniger die Übertragung von Damen-Beachvolleyball am Fernseher verpassen.
Im weiteren müsste doch das einengende Oberteil beim Sporttreiben stören. Ich empfehle deshalb, dieses ganz auszulassen. Solches Tenue wäre doch viel ungezwungener und die Sportlerinnen hätten sozusagen einen viel grösseren Auslauf.
Urs Gassmann, Spreitenbach
"Vielleicht aus Tradition"
Ich verstehe die Einwände und von mir aus könnte man shorts vorschreiben. Ich denke aber, dass die knappen Höschen vorgeschrieben sind, weil der Sport ursprünglich am Strand in Bikinis und Badehosen gespielt wurde, und vielleicht möche man dieser Tradition Rechnung tragen.
Markus Schöpfer, Allschwil
"Weiter mit scharf!"
Gratuliere, liebe Andrea Strahm, dass Du Dich in dieses "heisse" Gebiet vorwagst. Dieses dämliche Pseudo-Copacobana-Feeling, das hier gepusht werden soll (natürlich sind wieder mal nur die weiblichen Sportlerinnen betroffen), ist einfach so was von halbseiden (obwohl das Tenue wohl eher aus schweissaufsaugendem Hyper-Kunststoff besteht). Sexismus und Voyeurismus bemäntelt mit Sport (einem, der den Sportlerinnen viel abverlangt und an sich völlig OK ist). Und, Frau Stamm, tja, Politikerinnen könnten solche Themen schon aufgreifen, nur gibt's dann ein bashing, das sich gewaschen hat. Als eine Grossratskollegin von mir sich einst gegen Plakate wandte, auf denen mit viel nackter Frauenhaut für Produkte geworben wurde, die mit besagter Frauenhaut nichts, aber schon gar nichts zu tun hatten, wurde sie erst in manchen Medien, dann von "Privaten" fertig gemacht mit mails, anonymen Briefen etc. - - wer sich hier exponiert, riskiert, als "lustfeindliche Sittenwächterin" beschimpft zu werden (so oder ähnlich hat es ein Journalist in unserem städtisch-regionalen damals noch angeblich "linken" Blatt genannt; ich gehörte auch zu den Zielobjekten, weil ich die Kollegin unterstützt hatte).
Aber bitte weiter so mit scharf, mit sehr scharf – nicht mit scharfen Girls beim Beachvolleyball natürlich, sondern in den Online-Kolumnen! Danke!
Andrea Bollinger, Basel
"Gehen Sie der Sache nach?"
Ja, liebe Andrea Strahm, und jetzt? Bleibt es bei der "Stammtischaufregung", beim präzisen Beschreiben, bei der unterkühlten Kritik? Oder gehen Sie der Sache, die Sie offenbar nicht unberührt liess, nach? Unterstützen Sie als Politikerin vielleicht sogar die jungen Sportlerinnen, die gerne ein anderes Tenu hätten, aber sich nicht durchsetzen können? Da bin ich doch sehr gespannt.
Judith Stamm, Luzern
"Billiger Voyeurismus"
Wie armselig muss eine Sportart sein, damit sie mit solchen sexistischen Vorschriften zu ihren Sponsoren kommen und beachtet wird! Und die Sponsoren machen diesen billigen Voyeurismus mit – ein zwielichtiges Geschäft.
Bruno Heuberger, Oberwil