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                "Keine Korrespondenz": Gefällte Tropenholz-Stämme im Kongo
                
                
                Auch die Schweiz stochert im Kongo-Wald herum
                
Der in Basel ansässige Holzhandelskonzern tt Timber International und seine CIB beherrschen den Nordkongo
                
                
                Von Ruedi Suter
                
                
                
                Der in Basel ansässige Holzhandelskonzern tt Timber International und seine CIB beherrschen den Nordkongo. Im abgeschotteten Gebiet stecken für ökologische Zielsetzungen auch Schweizer Steuergelder. Doch das Engagement ist so umstritten, dass es demnächst von einer unabhängigen Expertengruppe überprüft werden soll.
                
                 Wer steckt genau hinter der Congolaise Industrielle des Bois (CIB)? Gegründet  wurde sie 1972 vom deutschen Holzindustriellen Hinrich Stoll. CIB gehört zu dem  in Basel ansässigen Konzern tt Timber International AG. Er bewirtschaftet in der  Republik Kongo (Brazzaville) laut eigenen Angaben eine Urwaldfläche von 1,3  Millionen Hektaren mit einer jährlichen Produktion von 290 000 Kubikmetern. CIB  ist das grösste Holzunternehmen im Land, sie hat ihr Hauptquartier im ehemaligen  Dschungeldorf Pokola, das mit seinen rund 1300 Menschen zu einer kleinen Stadt  ausgebaut wurde. CIB beherrscht grosse Teile des Nordkongos, in den nur genehme  Besucher hineinkommen.
Wer steckt genau hinter der Congolaise Industrielle des Bois (CIB)? Gegründet  wurde sie 1972 vom deutschen Holzindustriellen Hinrich Stoll. CIB gehört zu dem  in Basel ansässigen Konzern tt Timber International AG. Er bewirtschaftet in der  Republik Kongo (Brazzaville) laut eigenen Angaben eine Urwaldfläche von 1,3  Millionen Hektaren mit einer jährlichen Produktion von 290 000 Kubikmetern. CIB  ist das grösste Holzunternehmen im Land, sie hat ihr Hauptquartier im ehemaligen  Dschungeldorf Pokola, das mit seinen rund 1300 Menschen zu einer kleinen Stadt  ausgebaut wurde. CIB beherrscht grosse Teile des Nordkongos, in den nur genehme  Besucher hineinkommen.
Der Holzkonzern pflegt engste Verbindungen zur  Regierung und zum US-Umweltmulti Wildlife Conservation Society (WCS), der die  Behörden wie auch CIB berät. Die Baumstämme werden zur Verschiffung nach Europa  auf Lastwagen durch Kamerun in die Hafenstadt Douala gefahren. Die Holzfirma hat  sich ein eigenes Umweltlogo ("Das grüne Blatt des Kongo") ausgedacht sowie  Managementpläne für Wald und Wild entwickelt, welche die nachhaltige  Bewirtschaftung und auch die Besserstellung des von der Holzfällerei  existenziell bedrohten Pygmäen-Volkes Baka sichern sollen. In diese mit Hilfe  der WCS erarbeiteten Projekte fliessen jeweils auch Steuergelder aus Deutschland  ("Gesellschaft für technische Zusammenarbeit") und der Schweiz. Dessen  Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO), finanzierte über die  Tropenholzorganisation ITTO ein Projekt zur Kontrolle des Wildereiproblems und  zur Bewirtschaftung eines an ein Reservat grenzendes  Waldstücks.
Kronzeuge wird vom Holzkonzeern tt Timber  geächtet
Vor allem aufgrund der Kritik des Schweizer Regenwaldkenners  Karl Ammann (Bild) gibt sich CIB heute ökologisch bewusster. Doch vor  Transparenz scheut sie sich nach  wie  vor. Präzise Medienfragen zu angeblichen oder tatsächlichen Vorfällen im  Zusammenhang mit ihren Aktivitäten im Kongo oder in Kamerun werden nicht  beantwortet. Zudem geben sich ihre Verantwortlichen dünnhäutig. Als die deutsche  Organisation "Rettet den Regenwald" aufgrund gewisser CIB-Praktiken den  Gründervater Hinrich Stoll als "Regenwaldzerstörer" betitelte, reagierte dieser  mit einem (noch laufenden) Prozess.
wie  vor. Präzise Medienfragen zu angeblichen oder tatsächlichen Vorfällen im  Zusammenhang mit ihren Aktivitäten im Kongo oder in Kamerun werden nicht  beantwortet. Zudem geben sich ihre Verantwortlichen dünnhäutig. Als die deutsche  Organisation "Rettet den Regenwald" aufgrund gewisser CIB-Praktiken den  Gründervater Hinrich Stoll als "Regenwaldzerstörer" betitelte, reagierte dieser  mit einem (noch laufenden) Prozess.
Und Ammann, der seit Jahren über CIB  recherchiert und ihr seine Dossiers zur Stellungnahme schickt, wird als nicht  mehr existent behandelt. Lucas van der Walt, Umweltkoordinator der tt Timber  International AG in Basel, zu OnlineReports: "Was Mr. Ammann und seine  Behauptungen betrifft, so hat unsere Gesellschaft nach zahlreichen  Zwischenfällen mit ihm und seinen Undercover-Aktivitäten von 2002 in unseren  Konzessionsgebieten beschlossen, keine Korrespondenz mit ihm oder über ihn zu  führen."
Gehört wird Ammanns Kritik aber im SECO, wo Daniel Birchmeier  erklärt: "Wir teilen die Ansicht, wonach die Menschenrechtslage, das  Bushmeat-Problem und die Abholzung in weiten Teilen des Kongo-Beckens noch weit  von einer Lösung entfernt sind. Das ist einer der Hauptgründe, weshalb wir vom  SECO uns in diesem Bereich mit gewissen limitierten Mitteln engagieren,  insbesondere über unser Engagement in der International Tropical Timber  Organization (ITTO) und im AFLEG-Prozess ('African Forest Law Enforcement and  Governance'). Wir engagieren uns, um Lösungsansätze zu finden, die begehbar und  duplizierbar sind. Im Gegensatz zu andern Konzessionären ist die CIB an der  Linderung dieser Probleme interessiert, und sie hat sich als Partner für ein  Projekt zur Verfügung gestellt."
Problematisches Engagement der  Schweiz
Wie sinnvoll das Schweizer Engagement tatsächlich ist, soll  nun laut Birchmeier und dem SECO-Berater und Tropenwaldexperten Jürgen Blaser in  der ersten Jahreshälfte 2004 durch eine unabhängige Expertengruppe überprüft  werden. Mit in den Kongo reisen werde auch die Umweltorganisation Greenpeace,  die früher schon fragwürdige Geschäfte des Schweizer Tropenholzhändlers Fritz  Jäggi in Kamerun oder von tt Timber International im Kriegsgebiet von Liberia  anprangerte.
Ob die Expertengruppe bei der vorgewarnten CIB im Kongo-Wald  auf Widersprüche stösst, bezweifelt Ammann aufgrund seiner Erfahrungen jetzt  schon. Ihm ist aber auch bewusst, was Jürgen Blaser sagt: "CIB ist von allen  Forstkonzessionären, die ich im Kongo kenne, die bei weitem am besten geführte  Unternehmung. CIB hat aber auch eine grosse Visibilität, weit mehr als die zwei  Dutzend anderen europäischen, asiatischen, libyischen und kamerunischen  Unternehmen, die im Kongo die Wälder ausbeuten."
Jetzt kommen auch die  Chinesen und Malaysier
Doch bereits droht neue Gefahr für die  Regenwälder des Kongo-Beckens: Denn jetzt marschieren auch die wegen ihrer  Aggressivität gefürchteten malaysischen und chinesische Holzkonzerne auf, weil  es in Asien bald nichts mehr zu hol(z)en gibt. Die ersten Opfer der Abholzung  aber bleiben die selben: Die Pygmäen, das Wild und der Lebensraum Urwald.
                23. März 2004
                
                
                
                
                    
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                Schweizer Parlamentarier wollen Tropenwaldvölkern helfen
                rs. Die fast überall von Regierungen, Holz-, Minen- und Ölkonzernen bedrängten  Völker der Tropenwälder müssen in der schweizerischen Entwicklungszusammenarbeit  besser berücksichtigt werden. Dies beschloss der Nationalrat am 9. März dieses  Jahres mit 107 zu 57 Stimmen. Mit der Annahme der Motion von Nationalrat  Jacques-Simon Eggly (Liberale/GE), die als Postulat überwiesen wurde, wird der  Bundesrat verpflichtet, auch die Völker des Tropenwaldes im Rahmen der  Zielsetzungen der schweizerischen Entwicklungszusammenarbeit zu  berücksichtigen.
Denn bislang bestanden keine bilateralen  Entwicklungsprojekte der Schweiz in Ländern mit ausgedehnten Tropenwaldflächen.  Der Entscheid markiert, so der Kommentar der Gesellschaft für bedrohte Völker  (GfbV) und des Bruno-Manser-Fonds (BMF) "einen Meilenstein in den Bemühungen der  Schweiz zum Schutz der indigenen Völker und der verbliebenen Tropenwälder".  
Nun müsse der Bundesrat "den Worten Taten folgen lassen" und man erwarte  "einen Fahrplan, wie diese Absichtserklärung in die Tat umgesetzt werden kann",  fordern die beiden den Entscheid initiierenden Organisationen. Begründung: Der  Bundesrat habe ja vor der Debatte selbst eingestanden, dass der Schutz der  indigenen Völker und der verbliebenen Tropenwälder ein wichtiges Anliegen der  schweizerischen Aussenpolitik zu sein habe. Allerdings sei diese vor Ort noch  kaum mit konkreten Projekten aktiv. Was die Ausbeutung der afrikanischen  Regenwälder und ihrer Regenwaldvölker betrifft, können die Schweizer  Konsumierenden ihre Hände nicht in Unschuld waschen: In der Schweiz stammt das  meiste Tropenholz aus Afrika.
Schweizer Firmen am Abholzen  mitbeteiligt
Hierzulande werden unter anderem teils kaum mehr  nachwachsende Hölzer wie Sapelli und Sipo, aber auch Iroko, Limba und Abachi  verarbeitet. Praktisch ihren ganzen Holzbedarf deckt die Türenfabrik Brunegg aus  afrikanischen Hölzern ab. Und auch die Bauwerk Parkett AG mit Sitz in St.  Margrethen SG bezieht den Grossteil ihres Tropenholzes aus Afrika, wo die  Legalität des schlecht kontrollierten Einschlags prinzipiell in Frage gestellt  werden muss, und aus dem noch kein einziger mit dem FSC-Siegel versehener  Baumstamm den Kontinent verliess.
Laut dem Waldexperten Christoph Wiedmer  von Greenpeace Schweiz sind besonders zwei grosse Holzkonzerne in der Schweiz  ansässig, die grosse Konzessionen haben und mit afrikanischem Tropenholz  handeln: "Der zum deutschen Danzer-Konzern gehörende Tropenholzhändler  Interholco und die tt Timber International AG mit Sitz in Basel. Interholco  verkauft dem Schweizer Tropenholzhändler Fritz Jäggi Holz, und tt Timber  International liefert der Türenfabrik Brunegg." 
Im September Thema in  Basel
Das brisante Thema "Was sucht die Schweiz in Afrikas  Tropenwäldern?" (Arbeitstitel) wird an der Basler "Afrika-Woche" (6. bis 12.  September 2004) vom "Schweizer Afrika Komitee" und in Zusammenarbeit mit  Entwicklungs-, Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen thematisiert. Dabei  sollen auch Zeugen aus Afrika aussagen.