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                Von Afrikanern verachtet, von Touristen ignoriert: Das Ureinwohnervolk der Hadzabe
                
                
                Wer eine Reise tut, bekommt sehr viel – gar nie mit
                
Bei Reisen in fremden Ländern ist die eigene Blindheit die grösste Gefahr
                
                
                Von Ruedi Suter
                
                
                
                Wer eine Reise tut, der kann etwas erzählen. Stimmt, aber oft das Falsche, weil er nicht durchblickt. Beispiele gefällig? Kommen Sie mit uns auf eine Safari nach Afrika. In die berühmte Serengeti mit ihrem ungeheuren Wildreichtum, wie Sie ja schon wissen. Aber wussten Sie beispielsweise auch, dass afrikanische Nationalparks für die Einheimischen gar nicht erschwinglich sind? Und dass sie oft nur aufgrund von Menschenrechtsverletzungen entstehen konnten? Nein? Dann willkommen an Bord.
                
                Vor uns auf dem Tisch die Karte des Kontinents mit der Form des Nashornschädels.  Der Zeigefinger rutscht noch ziemlich ziellos über die Länder. Denn klar ist nur  eins: Als durchschnittlich interessierte und erlebnishungerige Touristen wollen  wir in einem Nationalpark vor allem Elefanten, Löwen, Antilopen, Giraffen und  Krokodile sehen. Aber wohin soll es nur gehen? Nach Botswana? Ins wildreiche  Central Kalahari Game Reserve, wo die Sammler- und Jägervölker der Gana und Gwi  seit 20'000 Jahren leben und jetzt eben von der Regierung, Diamantenkonzernen  und der Tourismusindustrie hinausgeworfen wurden? 
 
Nein, besser nicht. Dann  lieber nach Ostafrika, ins friedliche Tansania mit seiner weltberühmten  Serengeti und den Millionen von Wildtieren. Gedacht, gebucht, geimpft, Visa  besorgt, Koffer gepackt, Geldbeutel mit Travellerschecks, Kreditkarten,  Dollarnoten gefüllt und Safari-Klamotten besorgt.
Ein Tag Wagenmiete ist ein Monatslohn
So besteigen wir  im Airport Zürich ein Flugzeug, und so landen wir, nach einem Zwischenstopp,  etwa neun Stunden später in Arusha, der grössten Stadt im Norden Tansanias,  keine fünf Stunden von Nairobi entfernt und in Sichtweite der mit Eis  überzogenen Kuppe des Kilimanjaro. Hier, im Arusha-Airport mit seiner holperigen  Landebahn, erwartet uns lächelnd Kassim, der Fahrer des gemieteten  Toyota-Geländewagens. Kassim ist Maasai, kennt das Land wie seine Jeanstasche,  lebt daheim mit seiner Frau, den drei Kindern in einer einfachen Bretterbude und  bringt seine Familie und noch ein paar engere Verwandte mit dem Herumfahren von  Touristen über die Runden. 
 
Wir dürfen uns nun während drei Wochen als seine  mächtigen Arbeitgeber fühlen, zahlen für ihn und seinen Wagen 150 Dollar pro Tag  - fast sein ganzer Monatslohn. Für den Trip blättern wir gegen 8'000 Dollar auf  den Campingtisch. Dafür wollen wir natürlich etwas haben: Eine spannende Reise, schöne  Landschaften, viele Wildsichtungen, schöne Campingplätze, gutes Essen.  Und einen stets fröhlichen, gut  informierten Kassim.
Erste Gangschaltung, zweite, dritte - die Fahrt geht  los. Durch das verkehrsverstopfte Arusha, rein in die trockene, beige  Maasaisteppe. Abgefressenes, vernarbtes, von den unzähligen Rinderherden stark  überweidetes Land. Links und rechts ärmliche Hütten, ein paar Esel, auf der  Strasse schlendernde Maasai, die lässig winkend um eine Mitnahme bitten. Gerüche  dringen ins Wageninnere, es ist heiss, aber zum Glück kann jetzt die Air  Condition eingeschaltet werden. Hoch mit den Fenstern, auch wenn wir jetzt vom  Aussen abgeschottet sind. Afrika kann Schweiss treibend sein, das wissen wir.  Aber bitte nicht jetzt schon.
Die Ureinwohner sind "Primitive" 
Nach drei Stunden vor uns die steilen Wände des  ostafrikanischen Grabenbruchs, dahinter das Plateau , wo einst die Deutschen  ihre Kaffeefarmen ausbreiteten, und noch höher der Ngorongoro-Krater. Bis zu  diesem aber noch zahllose neue Siedlungen im fruchtbaren Gebiet, erodiert,  übernutzt, statt Gras nur noch Staubflächen, auf denen Rinder und Ziegen etwas  Fressbares suchen. Irgendwo links , hinter den Hügeln liegt der Easy-See, an dem  die letzten 2'000 Menschen des Hadzabevolkes überlebten.
Kleine,  zierliche, Klicklaute sprechende Menschen, die zu den ältesten Völkern Afrikas  gehören und nun, von Beamten, Siedlern, Nomadenvölkern und  Entwicklungsorganisationen eingekesselt sind. Kassim, unser Fahrer, der uns  sonst sorgfältig über alles informiert und bei jedem Wildtier mit seinem  unglaublichen Wissen in helle Begeisterung versetzt, erwähnt die Hadzabe, die  Ureinwohner, mit keinem Wort. Es sind für ihn "Primitive", nicht der Rede wert.  Aber auch im Reiseführer steht nichts über eines der ältesten Völker  
Afrikas. Für die Tourismusindustrie beginnen diese mit  fast nichts überlebenden Ureinwohner erst jetzt langsam interessant zu werden -  als Kuriositäten.
Der Staub wirbelt meterhoch über den Wagen hinweg. "Ein  sehr trockenes Jahr", sagt Kassim. Doch vor uns liegt die grüne Urwaldfront des  Ngorongoro-Schutzgebietes. Riesige Bäume, die grosse Schatten werfen und fast  die Luftkühlung überflüssig machen. Zum Glück, folgern wir unwillkürlich, gibt  es noch Schutzgebiete wie dieses Weltkultur-Erbe. Zum Glück wurde hier noch  nicht alles platt gemacht und in Ackerland umgepflügt. Kassim erklärt warum:  Julius Nyerere, der erste Staatspräsident des Landes, auch ein Denker und  Visionär, hat den Naturschutz mit dem Rat des deutschen Zoologen Bernhard  Grzimek zu einer prioritären Aufgabe erhoben. Mwalimu, der Lehrer Nyerere, sagte  gewichtige Sätze wie diese: "Es ist absurd, von Fortschritt zu sprechen, wenn  wir unsere Ressourcen zerstören.
Geldmangel als  Dauerzustand
Oder: "Eine demokratische Beteiligung der  Einheimischen am Naturschutz ist unerlässlich." Oder: Alle Länder dieser Erde  sind beim Umweltschutz unentrinnbar miteinander verbunden". Die Überlegungen  eines grossen Afrikaners, der viele Fehler machte, aber hier für Afrika  Geschichte schrieb. Heute hat Tansania Schutzgebiete mit einer Fläche von  250'000 km2 ausgeschieden. Das sind 10 Prozent des Landes. In 14 Parks wie jenem  der Serengeti gilt absoluter Tier- und Naturschutz, darf sich kein Mensch -  ausser Touristen und Wildhüter und Forscherinnen - mehr drin  aufhalten.
Kassim ist zu Recht stolz auf sein Land, fast nirgendwo anders  gibt es so viele geschützte Fläche. Aber nur drei Parks rentieren oder sind  selbsttragend, worunter auch die Serengeti. Der Rest wird mit Geldern von NGOs  und Entwicklungshilfe mehr schlecht als recht finanziert. Geldmangel ist also  ein Dauerzustand. Doch das sagt Kassim nicht, weil ihn niemand danach fragt. So  sagt er auch nicht, dass der Druck der Siedler auf die letzten Waldinseln stets grösser wird, immer  
mehr illegal abgeholzt wird. Touristen, weiss Kassim, wollen sich  erholen, nicht mit Problemen belästigt werden.
 
Tiere interessanter als Massai
Am von Urwaldriesen  umgebenen Eingangstor zum Ngorongoro-Krater werden happige Durchfahrtsgebühren  erhoben, 25 Dollar pro Fahrt. In Serpentinen fährt uns Kassim immer höher durch  den Wald, bis der Blick über den wundervollen Krater möglich wird. Kassim hält,  wir steigen aus , schauen runter in die Tiefe und sehen Elefanten winzig wie  Ameisen. Kassim zeigt auf ein paar Nashörner und erklärt, es brauche ein  richtiges Verkehrsmanagement, um den strapazierten Kraterboden vor den vielen  Touristenfahrzeugen zu schützen.
Dass hier - wie einst früher - auch noch Massai  leben dürfen, erwähnt er nicht. Nur die wenigsten Touristen interessiert  dies. Diese wollen lieber wissen, ob hier noch gewildert wird. Weiterfahrt hinab  in die endlosen Ebenen, die zur Serengeti führen. Bei den kleinen Hügeln von  Naabi, die aus der Fläche emporbuckeln, ist das Eingangstor der Serengeti, mit  Empfangsregistration, Parkplätzen und Rangerposten mit Funk. Hier zahlen  Ankommende ihren Eintritt und ihren Campingplatz im 14'000 Quadratkilometer  grossen Park: Bis zu 70 Dollar pro Tag.
Serengeti, Kuchen und Bernhard Grzimek
Kassim erledigt das alles für uns, nimmt  Geldsummen in die Hand, die sein ganzer Clan über Jahre nicht zusammen bekommt.  Und dann fahren wir in die Abenddämmerung hinein, Richtung Seronera, dem  Rangerhauptquartier der Serengeti, mit  Forschungsstation, Flugpiste, Kommunikationszentrum und dem Büro der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF), die Bernhard Grzimek  weltberühmt gemacht hat. Die ZGF ist eine der grössten Unterstützerinnen der  tansanischen Nationalparkbehörde TANAPA,  sie forscht und entwickelt neue Konzepte. Ankunft. Halt auf einem von unserer  Reiseorganisation gemieteten Zeltplatz. Ein "Special Campsite", 40 Dollar pro  Person und Nacht. 
 
Wundervoller Ausblick auf im Abendlicht rötlich scheinende  Schirm-Akazien, auf zwei bizarre Termitenhügel und eine Gruppe friedlich  grasende Zebras. Die Zelte sind schon aufgestellt. Gott sei Dank, nach dieser  anstrengenden Fahrt. Die Küchencrew empfängt uns freundlich. Das reichhaltige  Abendmahl mit Braten, Gemüse, Kartoffeln, Salat, Wein, Kuchen und Kaffee haben  sie schon vorbereitet und ihr immer gleiches Essen bereits zu sich genommen:  Maispampe mit einer wässerigen Tomatensauce. wir verteilen uns in die Zelte,  waschen uns mit dem bereit gestellten Wasser, wechseln die Kleider und gehen zum  Esszelt. Alle greifen sich zum Apero einen "Sun downer": Zum  Wohl!
Nationalparks und menschliche  Tragödien
Von Ferne dringt das dumpfe Grollen der Löwen herüber, in  der Nähe heult eine Hyäne los, eine Herde Gnus und ein paar Zebras galoppieren  50 Meter am Camp vorbei. Afrika pur! So, wie wir uns das vorgestellt haben. Oder  nicht? Nachts liegen wir auf dem Feldbett und lauschen mit leichtem Schaudern  den vielen fremdartigen Geräuschen. Vielleicht hören wir aber auch dem Wind zu,  der uns die Geschichten von früher zuhaucht. Die tränenreiche Geschichte von der  Gründung vieler Nationalparks auf dieser Welt. Die Geschichte vom Weissen Mann,  der die Nationalparks erfand, weil er sich über die Natur stellte, sich zum Mass  aller Dinge machte und während seinen zerstörerischen Feldzügen die Idee des  Naturschutzes entwickelte. Das brauchten die Afrikaner und Afrikanerinnen nicht,  weil sie seit über einer Million Jahre in hautnahem Kontakt mit den Wildtieren  lebten.
Diese prägten ihre Mythen und dienten ihnen zur Deckung des  Eiweissbedarfes. Gewiss, das Wild wurde seit jeher gejagt, aber eben fast nur  für den Eiweissbedarf, zum Wohle der Allgemeinheit - und nicht zur individuellen  Bereicherung. Sie wussten haargenau, dass der Wildbestand geschützt werden  musste. Währenddessen jagten und wilderten die Europäer erbarmungslos ihre  eigenen Wälder leer und schufen mit der Technik die Waffe für die seither immer  schneller werdende Ausrottung der Naturvölker, der Pflanzen und Wildtiere. Sie  eroberten Afrika und drückten dem Kontinent ihren Stempel auf. Das Wild,  zuvorderst die "Grossen Fünf" (Elefant, Löwe, Büffel, Nashorn und Leopard),  wurden zu Schädlingen degradiert, Grosswildjäger und weisse Siedler schossen  (und schiessen heute noch) ab, was ihnen vor die Flinte geriet.
Völker  wehren sich vor der UNO in Genf
Schwarzafrika erbte von den Weissen  nebst anderem aber auch die Nutztierhaltung und die - zuvor nicht notwendigen  Reservate, den Naturschutz und die Wilderei. So wuchs auch im Afrikaner eine  materialistische Haltung der Tierwelt gegenüber heran: Das Tier verlor seine  Seele, wurde zum Besitz, zum Statussymbol, zum Produktionsfaktor. Das trägt uns  der Wind vielleicht zu. Vielleicht trägt er uns aber auch die sich bis heute  wiederholende Geschichte der Menschenrechtsverletzungen zu, die mit vielen Parkgründungen auf der Welt zusammenhängen. Das Wild wurde ein-, die  Urbewohner ausgegrenzt.
Das  passierte auch 1951 auf dem Boden, wo wir gerade liegen. Damals wurde die  Serengeti als zweitgrösster Nationalpark  des Kontinents gegründet, und damals haben die Engländer die letzten, teilweise  in diesem Gebiet lebenden Ethnien wie die Ikoma, Dorobo und Maasai zum Verlassen  ihrer Heimat gezwungen. Ebenso im direkt angrenzenden Maasai-Mara-Nationalpark  in Kenia. Gegen diese Ungerechtigkeit kämpfen nun die Maasai an der UNO in Genf  für ihre Rechte. Genauso wie die Jäger- und Sammlervölker der San im südlichen  Afrika, der Pygmäen in Zentralafrika und der Hadzabe in Tansania, die plötzlich  ins Gefängnis geworfen werden.
Die Nächte gehören den Wilderern
Nur, weil sie das in einem von Fremden  deklarierten Schutzgebiet - das ja ihre Heimat ist - jenes machen, was sie immer  machten: Nachhaltiges Jagen. Auf einen Nenner gebracht: Die meisten  Schutzgebiete weltweit wurden auf Kosten der traditionell in ihnen lebenden  Bevölkerungen errichtet. Und dies bereits Mitte des 19. Jahrhunderts: Nur weil  die US-Army in der kalifornischen Sierra Nevada die Miwok-Indianer in die Flucht  trieb, konnte der Yosemite als erster Park der Welt gegründet  werden.
Eine Politik mit Folgen: Hätten wir das Gehör eines Gepards,  könnten wir jetzt in unserem Zelt auch die leisen Geräusche jener Menschen  hören, die sich im Schutze der Nacht von überall her in den riesigen Park  schleichen, um hier in Schlingen gefangene Tiere zu töten, zu zerstückeln, nach  Tagesanbruch versteckt in der Sonne zu trocknen und Tage später nachts aus dem  Park herauszutragen, um im Auftrag von reichen Städtern das Fleisch auf die  Märkte der Grossstädte zu bringen - oder es selbst zu verzehren, weil sie Hunger  haben.
Nationalparks ohne Einheimische
An solchen Buschmetzgereien fahren wir am nächsten Tag bei  unserem "Game drive" (Wildbeobachtungsfahrt) vorbei. Völlig ahnungslos. Auch  Kassim erkennt sie nicht, dies im Gegensatz zum Leoparden im gleichfarbigen Gras  oder die über einer geschlagenen Warzensau kreisenden Geier. Klein wie Mücken  drehen sie am Himmel ihre Kreise. Wir schauen gespannt aus dem Wagen, denn  aussteigen dürfen wir nicht, verboten. Hier eine  Gazelle, dort eine Paviangruppe, weiter drüben sechs Büffel, und das alles in  einer grossartigen Landschaft. Was für eine wundervolle Welt! Alle sollten sie  sehen und geniessen können, aber wir Hellhäutigen sind unter uns. In den Wagen  sitzen - ausser den Fahrern - ausschliesslich Touristen aus Europa, Japan und  den USA. Afrikanische Besucher fehlen fast immer. Weil den Afrikanern das  Interesse fehlt? "Nein", sagt Kassim seelenruhig. "Weil wir uns das nicht  leisten können." Wir müssen uns selbst zu Ende denken, was Kassim angetönt hat:  Wer soll denn das schon bezahlen, die tagelange Anfahrt, die Eintritte, die  Übernachtungskosten?
Ja, würden wir einen Wagen mit Frauen, Männern und  Kindern aus Arusha füllen und in die Serengeti fahren, wären wir gerührt von der  Freude und Begeisterung unserer Gäste, einmal einem echten Löwen oder einem  echten Flusspferd zu begegnen und nicht auf einer billigen Postkarte betrachten  zu müssen. Traurige Tatsache ist: Die weitaus meisten Afrikanerinnen und  Afrikaner kommen nie in einen Park, sehen nie ein wildes Grosstier. Die  afrikanischen Nationalparks bleiben weitgehend den ehemaligen Eroberern  vorbehalten - als Enklaven unserer technischen Zivilisation.
Schulklassen auf Safaris
Und wir hocken in  unserem von Kassim gesteuerten Geländewagen und werden uns plötzlich bewusst,  dass wir sehr in die Nähe der Kolonialisten gerückt werden könnten. Wollen wir  uns beruhigen, indem wir uns einreden: Nun, wir bringen Geld ins Land und  steuern mit unserem Tourismus zur zweitwichtigsten Devisenquelle Tansanias bei?  Oder lassen wir uns durch die Programme oder Lippenbekenntnisse von  Umweltorganisationen besänftigen, den Bevölkerungen um den Parks nun auch Geld  aus dem Tourismus direkt zukommen zu lassen?
Tatsächlich wird in Tansania und südlichen Ländern  Afrikas seit einigen Jahren versucht, die Bevölkerung um die Parks besser in die  Schutzbemühungen einzubinden und sie nicht primär als unverbesserliche Wilderer  abzustempeln. In die Serengeti werden jetzt dank der Initiative des Vereins  "Freunde der Serengeti Schweiz" (FSS) auch Schulklassen mit Bussen geführt. Und  die Kinder können sogar in einer Jugendherberge übernachten. 
 
Ohne Selbstbestimmung keine Chancen
 
Erste Ansätze sind also gemacht, doch braucht  es viel Willen und noch mehr Geld. Doch dieses fehlt vor allem in Afrika, aber  auch anderswo auf der Welt, wie der im September im südafrikanischen Durban  abgehaltene Weltparkkongress zeigte. 23 Milliarden Dollar wären nötig, um die 12  Prozent der Erde - soviel wird auf dem Papier als Schutzgebiet ausgewiesen -  richtig schützen zu können. Stattdessen fliessen höchstens 7 Milliarden in den  Schutz, 16 Milliarden müssten es mehr sein. Das müssten weitgehend die  Industrieländer aufbringen, und die Empfängerländer müssten eine von Korruption  freie Anwendung garantieren.
Solche Zahlen sind doch sehr abstrakt. Auch  für Kassim. Er möchte seinen Job behalten, möchte auch einmal seiner Familie den  Tierreichtum der Serengeti zeigen können und möchte jedenfalls - wie die  Serengeti-Ranger mit ihren Familien - , dass dieser Nationalpark als  Besuchermagnet und Kulturerbe überleben kann. Trotz zunehmendem  Bevölkerungsdruck, schwindendem Tierbestand und den berechtigten Ansprüchen der  einst Vertriebenen, am Schutz und an den Gewinnen der Parks teilnehmen zu  können. Denn etwas ist klar, was für Umweltorganisationen wie den WWF bei weitem  nicht immer klar ist: Ohne Selbstbestimmungsrecht und aktive Mitbeteiligung der  betroffenen Völker, wird kein Schutzgebiet und keine Wildpopulation überleben  können.
 
* Der  Autor ist Vorstandemitglied des "Vereins Freunde der Serengeti Schweiz" (FSS)  und Chefredaktor des Vereins-Magazins "Habari".
                 4. November 2003
                
                
                
                
                    
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