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EVP sucht Erfolg mit direkter Bürger-Nähe und Märchen
Die Baselbieter EVP als stabile Mitte-Kraft will in den bevorstehnden Landratswahlen erneut auf eine Plakat-Kampagne verzichten und statt dessen die direkte menschliche Begegnung suchen.
Liestal, 30. November 2018
Vor vier Jahren glaubte die EVP "an Wunder", wie sie selbst erklärte: Sie beteiligte sich nicht am üblichen Kopf-Plakatsalat, sondern platzierte nur ein Sujet, das ein Ohr und den Slogan "Wir hören Ihnen zu" zeigte. Das Wunder trat ein: Die Partei gewann kantonsweit 300 Stimmen und konnte damit ihre vier Vollmandate verteidigen.
Das Konzept scheint die Parteiführung unter dem Präsidium des Gelterkinders Martin Geiser überzeugt zu haben. Den damaligen Schwung will die Evangelische Volkspartei in die Landrats- und gar die Nationalratswahlen vom kommenden Jahr mitnehmen, wie sie heute Freitagmorgen an einer Medienkonferenz ausführte.
Eine Kampagne, kein "Kampf"
Die Mittel sollen unter dem Dachslogan "Aus Leidenschaft für Mensch und Umwelt" auch in der angelaufenen Wahlkampagne – den Begriff Wahlkampf meidet die Partei bewusst – an das Konzept des Zuhörens anknüpfen. So sollen "interaktive Plakate" an öffentlichen Standorten der Bevölkerung Gelegenheit geben, ihre Sorgen und Nöte direkt schriftlich zu deponieren und so den "Direktkontakt in persönlichen Beziehungen" (so die Hölsteiner Landrätin Andrea Heger) ermöglichen.
Auch am Weihnachtsmarkt in Bubendorf wird die EVP anzutreffen sein. Ganz entsprechend ihrem Vorsatz, "Brücken zu schlagen", fasst die EVP auch einen Augenschein bei der Fussgängerbrücke hinter dem Kantonsspital mit fachmännischer Erklärung ins Auge. An zwei Samstags-Anlässen in Muttenz und Birsfelden sollen die Bereiche "Umweltschutz" und "Nachhaltigkeit" thematisiert werden.
Fokus auf die Wahlregion 2
Zwar werden auch – #Nachhaltigkeit, #Menschenwürde, #Gerechtigkeit – die Social Media wie Facebook, Twitter und Instagram genutzt, aber eher subsidiär. Fredi Jaberg, der Projektleiter "Parteiaufbau", will in Videobotschaften gar pointierte Märchen erzählen, allerdings eher im Sinn von Gleichnissen mit realpolitischem Hintergrund. Dieses Mittel soll künftig im Hinblick auf die Wahlen, aber auch vor Abstimmungen eingesetzt werden. Auf die OnlineReports-Frage, ob es nicht heikel sei, das Stilmittel des Märchens im politischen Prozess einzusetzen, entgegnete die Birsfelder Landrätin Sara Fritz: "Die Leute hören gern Geschichten."
Die EVP tritt in allen Wahlkreisen mit vollen Listen an, wobei die Berufskategorien breit und der Frauen/Männer-Anteil paritätisch vertreten ist. Zufrieden mit dem Erfolg ihrer Kampagne werde die EVP sein, wenn sie ihre vier Landrats-Sitze halten und den Wähleranteil um zehn Prozent erhöhen könne, hiess es weiter.
Falls das "Wunder" wieder eintritt, dann dürfte ein fünfter Sitz am ehesten in der Wahlregion 2 – Laufen, Münchenstein, Muttenz, Reinach – möglich sein. Im Oberbaselbiet – eine kleine Bastion der Partei – wird die EVP allein antreten und sich nicht in den Mitte-Verbund der von CVP, GLP und BDP gebildeten "Freien Liste" einbinden wollen.
"Frustrierende Legislatur"
Die programmatischen Schwerpunkte knüpfen an das an, was bei der EVP Standard ist: Familie, Bildung, Umwelt und Raumplanung gehören zu den Schwerpunkten. Wichtig sind der Partei die verbindenden Faktoren: "Wir sind das Salz und Licht der Baselbieter Politik", meinte Andrea Herger. Das Landratswahl-Budget liegt bei 55'000 Franken, wozu die Sektionen 15'000 bis 20'000 Franken beisteuern.
Sara Fritz erhofft sich in den Landratswahlen "eine Änderung der Mehrheitsverhältnisse". Die zu Ende gehende Legislatur habe sie als "mit Abstand die schwierigste und frustrierendste" erlebt: "So macht Politisieren weniger Spass." Früher hätten sich die Mitte-Parteien stärker als Brückenbauer und Zünglein an der Waage in Szene setzen können. Heute würden "Kompromisse nicht mehr gesucht".
Nationalratswahlen mit Listenverbindung
Schon in die Startpflöcke für die Nationalratswahlen hat sich die frühere Landratspräsidentin und designierte Spitzenkandidatin Elisabeth Augstburger gemacht. Die Partei wolle einen Sitz erreichen – ob in einer Listenverbindung mit den Grünen, "ist ein Thema, aber noch nicht entschieden". In der Landrats-Fraktionsgemeinschaft mit den Grünen jedenfalls fühlte sich die EVP "wohl".
Bild von links: Landrat Werner Hotz, Wahlkommissions-Mitglied Fredi Jaberg, Landrätin Priska Jaberg, Landrätin Sara Fritz, Kantonalpräsident Martin Geiser, Landrätin Andrea Heger, e. Landratspräsidentin Elisabeth Augstburger
Weiterführende Links:
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