Claude Bühler – Premiere am Theater Basel

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Theater Basel, Schauspielhaus
Premiere

"Die Räuber"

Schauspiel von Friedrich Schiller

Regie: Thorleifur Örn Arnarsson
Bühne: Wolfgang Menardi
Kostüme: Karen Briem
Musik: Gabriel Cazes
Licht: Cornelius Hunziker
Dramaturgie: Katrin Michaels

Mit Mario Fuchs, Vincent Glander, Urs Peter Halter, Pia Händler, Nicola Mastroberardino, Thomas Reisinger, Lisa Stiegler


Mit Hasenkostüm und Vorschlaghammer

Als Höhepunkt des Abends lässt der isländische Regisseur Thorleifur Örn Arnarsson eine Gipsstatue, die den Dichter Friedrich Schiller idealisiert darstellt, mit dem Vorschlaghammer zusammenschlagen. Die Zertrümmerung eines veralteten Genie-Kults hätte seine Inszenierung wohl insgesamt werden sollen. Leise plätscherte am Ende ein dünner Applaus zu einer infantilen Farce. Als dies hätte Thorleifur Örn Arnarsson Schillers jugendliches Sturm und Drang-Stück überführen wollen. Aber zu keinem Zeitpunkt kommt er bei seinem Basler Debut an das Stück näher heran. Es hat ihn erkennbar gar nicht interessiert. Statt es zu spielen und inhaltlich daraus zu schöpfen, plättet er es und inszeniert einen wütenden Kommentar.

Die Fallhöhe holt er dazu in einem eigens hinzugesetzten Prolog. Klinisch glänzend weiss ist die Bühnenwelt, weich mit Nebel ausgekleidet. Daraus ragen nebst den Ensemble-Figuren in Schillermasken (in weiss) auch drei Statuen von Schiller in Übergrösse hervor, morbid umflort von Kerzen und Lilien. Leises Klavier erklingt in diesem erstarrt-musealen Dichterhimmel. Ein elektronisches Schriftband wiederholt in raschem Tempo einen langen Text des Jünglings Schiller zu seinem Stücke-Erstling, woraus man die Zeile „schweifte mein Herz in eine Idealwelt, aber unbekannt mit der wirklichen“ erhaschen mag. Die junge, ambitionierte Unschuld wird unlösbar mit dem überhöhenden Ruhm der Nachwelt verknüpft. Arnarsson hat sich ein Wutbild der Anmassung konstruiert, um es zu stören und zu zerstören.

Wie Shakespeare den Bösewicht Richard III. zuerst seine Pläne vor dem Publikum ausbreiten lässt (der bekanntlich Schiller zum Stück inspirierte), schickt Arnarsson zum selben Zweck den hasserfüllten, von seinem Vater ungeliebten Sohn Franz an die Rampe. Pia Händler steckt in einem Hasenkostüm. Denn Franz sagt ja: "Es ist doch eine jämmerliche Rolle, der Hase sein zu müssen auf dieser Welt" - eine vor vielen Jahren auf Schülerbühnen beliebte Form der Verulkung, einen klassischen Text zum Gaudi überwörtlich zu nehmen. Franz will seinen Vater, den Grafen Moor, ausschalten, dessen Liebe zum erstgeborenen Sohn Karl zerstören und das gräfliche Land unterjochen. Ist Franz ein feiger Hase? Möglich, wahrscheinlich. Aber das Bild wie auch viele andere an dem Abend, auch die Statuen-Zertrümmerung, simuliert bloss ein Statement. Wie ist das genau gemeint, möchte man fragen.

Immer wieder andere Ensemble-Mitglieder (ohne Hasenkostüm) verkörpern im Wechsel Franz, Karl, Amalia, etc., manchmal auch als Gruppe. Psychologisch lässt Arnarsson das Werk nur als Schmonzette gelten. Als deklamierter Gruppensprech, aber auch sonst oft, verliert Schillers Text jede tiefere Schicht. Wir hören über weite Strecken eine am vordergründigen Inhalt klebende Aussagenbolzerei. Die komplexe Handlung wird im Eilverfahren abgespult, dass sich bald im Eindruck ein eintöniges "Und dann, und dann, und dann" einstellt. Und dies trotz allerlei bühnentechnischer Gewaltmittel.

Wenn als sich Karl verzweifelt zum Räuberhauptmann aufwirkt, weil sich sein Vater von ihm losgesagt habe (eine Intrige von Franz), verschmiert seine Bande den weissen Raum leidenschaftslos mit schwarzer Farbe. Sie zuckt zu Stroboblitzen, zappelt choreographiert zu einem technoidem Bumm-Bumm, der die Stühle im Auditorium zittern lässt. Über die Boxen ertönt tiefe Empfindung karikierendes Geseufze. Spricht mal einer von Leid und Leiden, wird es von sentimentalem Pop oder Chanson eingelullt.

Beharrlich hält Arnarsson den Kontrast aufrecht zwischen der popkulturellen Flachheit und den hochgespannten, manchmal jugendlich überspannten Gedanken Schillers, der in der Dunkelheit der menschlichen Natur wühlt, forscht und vor nichts Halt machen will. Aber Arnarsson will ihn gerade da als Gewaltverherrlicher festmachen. Seine Sprache, so wirkt es im Spiel, sei der Treiber: Rücksichtslos hochfliegend, unerbittlich in jeglichem Anspruch, gebieterisch im Idealismus wie in der Zerstörung. Die Gewalttaten Karls und Franz' Terror, die wütende Glaubenssuche des Ersten, der zynische Nihilismus des anderen, lässt er am Ende in eins aufgehen, so als ginge es um die zwei Seiten einer Persönlichkeit. Mag ja sein. Aber dann interessieren die Details, die hier keine Chance haben.

So eine grobe Verkürzung und Veräppelung verunstaltet den Gegenstand, den man angeblich kritisch betrachten wollte, von vorneherein. Es stellt sich zudem die Frage, ob Arnarsson nicht veraltete Vorstellungen wiederbelebt, um sich an ihnen abzuarbeiten. Das Ensemble hat keine Chance, seine Klasse auszuspielen. Ein Abend zum vergessen.

29. März 2019
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Claude Bühler, ist Journalist und Schauspieler in Basel. Er arbeitete erst als Freier Journalist bei Printmedien sowie als Medienverantwortlicher von act entertainment. Lange Jahre war er Redaktor und Produzent bei Telebasel. Heute arbeitet er als Redaktor bei "Prime News". Als Schauspieler war er in verschiedenen Regie-Arbeiten der Basler Schauspielerin und Regisseurin Ingeborg Brun sehen, beispielsweise als Jean in "Fräulein Julie" (A. Strindberg), aber auch als Professor Siebegscheit im Märli "Froschkönig" des Theater Fauteuil oder als Lucky in "Warten auf Godot" (S. Beckett) des Theater Marat Sade. © Foto by OnlineReports.ch

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RückSpiegel

 

Die Basler Zeitung bezieht
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Die Volksstimme greift den Artikel von OnlineReports über den Vorstoss im Nationalrat zur Uni-Finanzierung auf.

Die bz nimmt den OnlineReports-Beitrag zum verstorbenen Astrophysiker Maurizio Falanga auf.

Prime News zitiert in einem Interview mit dem neuen Baselbieter SP-Fraktionschef Adil Koller OnlineReports.

persoenlich.com zitiert aus der OnlineReports-Meldung über den Abgang der stellvertretenden Regionaljournal-Basel-Leiterin Marlène Sandrin.

Prime News nimmt in einem Artikel über die Krise in der Mitte Baselland Bezug auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Artikel über Klima-Massnahmen auf OnlineReports.

BaZ und Baseljetzt erzählen die OnlineReports-Recherche über FDP-Politiker Ferdinand Pulver nach, der nach seiner Wahl zum Gemeindepräsidenten die IV-Rente verloren hat.

Die Volksstimme nimmt die OnlineReports-News zur Amokdrohung in der Primarschule Sissach auf.

Die bz zitiert in einem Artikel zum Kutschen-Museum in Riehen OnlineReports.

Die BaZ nimmt in einem Beitrag zu den Perrondächern in Liestal Bezug auf OnlineReports. 

Bajour bezieht sich in einem Porträt von Balz Herter auf OnlineReports.

BaZ, bz und Happy Radio zitieren die OnlineReports-Recherche über den krankheitsbedingten Ausfall des Baselbieter Mitte-Präsidenten.

Die bz zieht die OnlineReports-Recherche über die finanziellen Probleme der Mitte Baselland nach.

Das SRF-Regionaljournal Basel und die bz greifen die OnlineReports-Recherche zum Helene-Bossert-Buch auf.

BaZ, bz und Baseljetzt nehmen den OnlineReports-Artikel über den Rückzug von Pick-e-Bike aus dem Laufental auf.

Die BaZ zitiert in einer grossen Hintergrund-Geschichte zur Basler GLP aus einem Artikel von OnlineReports.

bz, BaZ und Volksstimme beziehen sich in ihren Artikeln zum Jakobushaus in Thürnen auf die Recherche von OnlineReports.

Die BaZ nimmt in einem Artikel über die Wirtschaftskammer Bezug auf ein Porträt aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Volksstimme zitiert die OnlineReports-Recherche zum neuen Konzessionsvertrag der Elektra Baselland.

Bajour bezieht sich im Wochenkommentar auf die OnlineReports-Analyse zu den Basler Grünen.

Die bz zitiert die OnlineReports-Recherche zu den geplanten Beschwerden gegen die Salz-Sondierbohrungen im Röserental.

Die BaZ bezieht sich in einer Meldung über den neuen Geschäftsführer der Aids-Hilfe beider Basel auf eine Recherche von OnlineReports.

BaZ, bz, Baseljetzt und Happy Radio nehmen die Recherche von OnlineReports über den Abgang des Finanzchefs Tim Kretschmer beim Kunstmuseum Basel auf.

Die BaZ bezieht sich in einem Artikel zur Abstimmung über das Baselbieter Gesundheitsgesetz auf eine Recherche von OnlineReports zum Mangel an Kinderärzten im Oberbaselbiet.

Die BaZ zitiert die OnlineReports-Meldung über die Nachfolgelösung beim BackwarenOutlet.

Telebasel bezieht sich in einem Beitrag über Ticket-Betrüger beim Källerstraich auf ein Bild von OnlineReports.

persoenlich.com nimmt die Meldung von OnlineReports über den Wechsel des BaZ-Journalisten Sebastian Briellmann zur NZZ auf.

persoenlich.com bezieht sich auf die OnlineReports-Meldung über den Stellenantritt von Martin Regenass bei Prime News.

Weitere RückSpiegel






In einem Satz


Rebekka Hatzung,
Direktorin des St. Claraspitals, ist turnusgemäss von der Mitgliederversammlung
zur neuen Präsidentin
der Basler 
Privatspitäler-Vereinigung
gewählt worden. 

Die frühere Sprecherin des EuroAirports Vivienne Gaskell ist neue Präsidentin des Kulturvereins Elsass-Freunde Basel.

Kulturanthropologe Friedrich von Bose tritt am
1. November 2025 die Nachfolge von Anna Schmid als neuer Direktor des Museums der Kulturen Basel an.

Die 56-jährige Baslerin
Elena Guarnaccia wird per
1. April 2025 neue CEO von Kinderkrebs Schweiz mit Sitz in Basel.

Cemi Thoma wird ab
dem 1. August 2025 neuer Stadtverwalter von Liestal.

Der Verwaltungsrat der EBL hat Markus A. Meier per 1. April 2025 zum Mitglied der Geschäftsleitung und zum Leiter des neuen Verantwortungsbereichs Strategy, Assurance und Group IT ernannt.

Tanja Bugmann ist neue Geschäftsführerin der Basler Traditions-Confiserie Beschle.

Die Basellandschaftliche Pensionskasse erweitert die Geschäftsleitung: Manuel Flückiger führt künftig den neu geschaffenen Bereich "Digitalisierung und Innovation".

Stefan Nellen wird neuer Staatsarchivar von
Basel-Stadt
und damit Nachfolger von Esther Baur, die in Pension geht.

Der Verwaltungsrat des EuroAirport hat Renaud Paubelle zum neuen stellvertretenden Direktor ernannt.

Der Bankrat der Basler Kantonalbank hat den 54-jährigen Christoph Auchli, CFO des Konzerns und Mitglied der Geschäfts- und Konzernleitung, zum stellvertretenden CEO und stellvertretenden Vorsitzenden der Konzernleitung ernannt. 

Der 27-jährige Lukas Loss, ausgebildeter Pianist und Gründer des Interfinity-Musikfestivals in Basel, gewinnt den Jugendpreis des Sperber-Kollegiums 2025.

Das Comité gibt die Plakette und das Motto der Basler Fasnacht 2025 bekannt: "Syg wie de wottsch".

Das "Amt für Wald beider Basel" heisst neu "Amt für Wald und Wild beider Basel".

Die Baselbieter Regierung hat den Verein "Repair Café Binningen-Bottmingen" mit dem mit 8000 Franken dotierten Freiwilligenpreis 2024 ausgezeichnet.

Der Basler Stern 2024 geht
an den "Floss"-Kapitän
Tino Krattiger für seine Pionierarbeit im Bereich Kultur und Stadtleben sowie für sein Engagement für die Aufwertung der Rheingasse. 

Das Drum'n'Bass-Produzentenduo QZB gewinnt den Basler Pop-Preis 2024 und erhält die mit
20'000 Franken dotierte Förderung und Auszeichnung des Musikbüro Basel.

Basel-Stadt
braucht einen neuen IT-Chef: Der jetzige Dienststellen-Leiter Mario Magnanelli verlässt den Posten per Ende Mai 2025.

Die Jungen Grünliberalen beider Basel haben Timon Bischofberger neben Eileen Fischer ins Co-Präsidium gewählt.

Die Architektin und Stadtentwicklerin Barbara Buser erhält den Basler Kulturpreis 2024.

SRF-Literaturredaktor und Drummeli-Regisseur Michael Luisier ist neu Mitglied des Schnitzelbank-Comités.

Der frühere Diplomat Paul Seger übernimmt das Präsidium der Winterhilfe Basel-Stadt von Marianne Eggenberger.

Grünen-Politikerin Natalie Oberholzer aus Liestal rückt für Erika Eichenberger in den Landrat nach.

Beatrice Stirnimann, CEO der Baloise Session, wird zur "Ehrespalebärglemere 2024" ernannt.

Eventmanager Beat Läuchli wird Projektleiter des Eurovision Song Contest (ESC) 2025 in Basel.

Michael N. Hall vom Biozentrum der Universität Basel erhält den Balzan-Preis 2024 für seine Forschung zu den biologischen Mechanismen des Alterns.

Der 27-jährige Journalist Maximilian Fankhauser übernimmt im Oktober die Leitung von Baseljetzt, der Online-Newsplattform von Telebasel; die jetzige Stelleninhaberin Lea Meister wechselt zu Prime News.

Manuela Witzig, bisherige Leiterin der deutschsprachigen Unternehmenskommunikation, übernimmt per 9. September 2024 von Direktor Matthias Suhr die Leitung der Kommunikation und Public Affairs beim EuroAirport.

Evelyn Borer,
Synodenpräsidentin der Evangelischen Kirche Schweiz, ist neue Präsidentin des Vorstands von Mission 21.

Markus Habegger übernimmt am 2. August die Leitung des Tageshauses für Obdachlose in Basel als Nachfolger von
Paul Rubin.

Der Basler Rechtsanwalt und Baurechtsexperte Daniel Gebhardt wird neuer Verwaltungsratspräsident der Rhystadt AG, der grössten Eigentümerin auf dem Klybeck-Areal. 

Die Baselbieter Grünen-Landrätin Erika Eichenberger tritt im September zurück, Natalie Oberholzer rückt nach.

Ass. Prof. Dr. Prisca Liberali wird für ihre Forschung auf dem Gebiet der Gewebebildung mit dem Wissenschaftspreis der Stadt Basel ausgezeichnet.

Sarah Mehler folgt am
1. Oktober als neue Geschäftsführerin der Kaserne Basel auf Eva Heller.

Markus Jordi,
langjähriges Mitglied der SBB-Konzernleitung, übernimmt am 1. Januar 2025 den Vorsitz des Fachhochschulrats der Fachhochschule Nordwestschweiz.

Karoline Sutter und Urs Berger treten nach über zehn Jahren per 31. März 2025 aus dem Bankrat der Basler Kantonalbank zurück, die Vakanzen werden demnächst ausgeschrieben.