@ Fotos by Claude Giger, OnlineReports.ch
![]() Kündigung eingereicht: Professor Udo Rauchfleisch (links), Sanitätsdirektorin Veronica Schaller
Richtungs-Konflikt im Gemüts-SpitalZwei langjährige Stützen der Sozialpsychiatrie steigen aus der Basler Poliklinik aus Von Peter Knechtli Unruhe in der Psychiatrischen Universitäts-Poliklinik des Kantonsspitals Basel: Der international renommierte Professor Udo Rauchfleisch und Vizechef Hans Rudolf Wacker nehmen den Hut und eröffnen eine eigene Praxis. Hintergrund ist ein massiver Stil- und Richtungsstreit - unter anderem über die Zukunft der Sozialpsychiatrie in der Pharma-Metropole. Ende September verlassen Professor Udo Rauchfleisch (56), Leiter der Psychologischen Abteilung, und der Leitende Arzt Hans Rudolf Wacker (51) die Klinik und eröffnen im Oktober eine gemeinsame private Praxis. Rauchfleisch, seit über 28 Jahren mit der Klinik verwurzelt, ist Autor und Herausgeber zahlreicher Bücher und international bekannt. Psychiater und Privatdozent Wacker ist Stellvertreter der Chefärztin. 19. April 1999
"Uebergang führte zu Führungs-Schwierigkeiten"
Fragen an die Basler Sanitätsdirektorin Veronica Schaller
ONLINE REPORTS: Trifft zu, dass der Stellenwert der Sozialpsychiatrie in Basel - Psychodynamik, "offene Klinik", Krisenintervention - durch den Weggang der führenden Kräfte Rauchfleich und Wacker von der Psychiatrischen Universitäts-Poliklinik Basel-Stadt (PUP) deutlich sinkt?
Veronica Schaller: Ich bedaure die Kündigung der beiden langjährigen leitenden Mitarbeiter der PUP sehr. Sie hinterlassen eine empfindliche Lücke. Die PUP erfüllt - mit ihren Zweigstellen in zwei Stadtquartieren und der Kriseninterventionsstation im Kantonsspital - einen wichtigen Versorgungsauftrag im Bereich der Sozialpsychiatrie. Daran darf und wird sich trotz der Kündigungen nichts ändern.
ONLINE REPORTS: Guy Morin sagt, Sie hätten zwar eine Frau an der Spitze der Poliklinik durchgebracht, aber nicht politisch "gestaltend" auf den Personalentscheid der Fakultät Einfluss genommen. Was sagen Sie dazu?
Schaller: Die Berufung der neuen Chefärztin stützt sich auf die sorgfältige Arbeit einer breit abgestützten Struktur- und Berufungskommission. Dabei wurde Gewicht gelegt auf einen psychotherapeutisch und sozialpsychiatrisch orientierten Betreuungsansatz. In der Person von Frau Riecher-Rössler ist es gelungen, erstmals eine Frau mit einem entsprechenden Erfahrungshintergrund für diese anspruchsvolle klinische und universitäre Funktion zu gewinnen. Ich habe als Mitglied der Wahlbehörde die Kandidatur mit Überzeugung unterstützt.
ONLINE REPORTS: Wird Professor Rauchfleisch seine Professur auch nach Eröffnung einer privaten Praxis beibehalten können?Schaller: Ich gehe davon aus, dass die zuständigen universitären Gremien - konkret die Phil-I-Fakultät - dies ermöglichen werden.ONLINE REPORTS: Hat die Poliklinik ein Personalproblem?
Schaller: Mit der Pensionierung des Vorgängers von Frau Riecher, Herrn Professor Battegay, ging in der PUP eine dreissigjährige Aera zu Ende. Der Übergang hat zu Schwierigkeiten in der Führung und klinikinternen Kommunikation geführt, die nun mit den beiden Kündigungen leider einen hohen Preis gefordert haben. Die Fluktuation beim übrigen Personal - in einer Universitätsklinik im Bereich des ärztlichen Personals Teil des Auftrags - bewegt sich in etwa im durchschnittlichen Rahmen. Es besteht aber klar Handlungsbedarf. Mit Unterstützung eines externen Beraters hat die Chefärztin zusammen mit ihren Leitungsteam denn auch entsprechende Schritte zur Verbesserung der Führungs- und Betriebskultur eingeleitet. "Ich bin überzeugte Sozialpsychiaterin"
Fragen an Professorin Anita Riecher-Rössler, Chefärztin der Psychiatrischen Universitäts-Poliklinik Basel-Stadt Poliklinik: "Auffallend grosse Fluktuation"
Interpellation von Rita Schiavi Schäppi ("Basta") betreffend Kündigungen an der Psychiatrischen Universitäts-Poliklinik (21. April 1999)
Wie aus der Presse zu erfahren war, haben zwei langjährige Mitarbeiter der PUP gekündigt. Es handelt sich um den Leiter der Psychologischen Abteilung und international renommierten Professor Udo Rauchfleisch und um den Stellvertreter der Chefärztin, PD Dr. Hans Rudolf Wacker.
Sowohl aus dem Artikel der SonntagsZeitung als auch aus verschiedenen Gesprächen mit Personen, welche die Verhältnisse kennen, geht hervor, dass der Grund für den Weggang bei der neuen Chefärztin Anita Riecher-Rössler zu suchen ist. Einerseits scheint ein Führungs- und Kommunikationsproblem zu bestehen, andererseits auch Meinungsverschiedenheiten über die Aufgaben und Schwerpunkte der Poliklinik. Die beiden leitenden Mitarbeiter, welche die Psychiatrische Poliklinik jetzt verlassen, sind für ihr grosses Engagement für die Sozialpsychiatrie bekannt und haben den fortschrittlichen Stil der Klinik wesentlich geprägt. Frau Riecher-Rössler kommt zwar von einer bekannten sozialpsychiatrischen Institution in Mannheim, sie war da aber vor allem forschend tätig. Befürchtungen sind nun aufgekommen, dass an der PUP das fortschrittliche sozialpsychiatrische Konzept gefährdet sei und dass sich der Schwerpunkt weg von der optimalen Versorgung der Patientinnen und Patienten in Richtung Forschung verlagern könnte.
Gegenüber der SonntagsZeitung bedauert Regierungsrätin Schaller den Weggang der beiden leitenden Mitarbeiter Rauchfleisch und Wacker. Sie bestreitet auch nicht, dass die neue Chefärztin offenbar Probleme im Bereich Führung und Kommunikation hat und "Handlungsbedarf" besteht. Bestritten wird dagegen, dass die Personalfluktuation seit dem Stellenantritt der neuen Chefärztin besonders hoch sei. Praktizierende PsychiaterInnen und PsychotherapeutInnen, welche Kontakt zu MitarbeiterInnen der PUP haben, sprechen dagegen von einer auffallend grossen Fluktuation und befürchten auch, dass noch mehr Kündigungen bevorstehen.
Ich bitte den Regierungsrat um Beantwortung folgender Fragen:
1) Wann erhielt die Vorsteherin des Sanitätsdepartements erstmals Kenntnis von der Konfliktsituation?
2) Hat die Regierung die Brisanz der Situation, die jetzt im Verlust von langjährigen, bekannten und engagierten Mitarbeitern gipfelt, erkannt? Und wenn ja: welche Vorkehrungen wurden unternommen, um den Weggang von Herrn Prof. Rauchfleisch und Herrn Dr. Wacker zu verhindern? |
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