© Fotos by Anna Stauber
![]() "Gott ist weder Republikaner noch Demokrat": Elektoren-Werbung in Texas
Weshalb mein Tennislehrer, Mr. Bush, die TV-Debatten langweilig findetEindrücke einer Baselbieter Gymnasiastin aus der Endphase des US-Wahlkampfs in George W. Bushs Heimat-Staat Texas Von Anna Stauber Gepackt vom Wahlfieber stehen die Amerikaner jetzt schon Schlange beim "Early Voting". Gewählt wird vollelektronisch nach dem Prinzip: "Säubert eure Fingerspitzen und bereitet euch auf eine Irrfahrt auf dem Bildschirm vor." Aber keine Sorge! Am Schluss wird das Getippte nochmals aufgeführt und durch einen Fingertipp bestätigt. Das neue Wahlverfahren schildere ich bewusst auf ironische Weise; im Grunde genommen ist dieses moderne System easy und es sollte auch wirklich ältere Leute nicht entmutigen, den Schritt zu machen und den Bildschirm zu berühren. Es ist dennoch fraglich, ob nicht eher auf das alte, nicht dermassen technische System zurückgegriffen werden sollte, denn bereits wurden in Florida grössere Computerabstürze bekannt.
"Amerikaner nutzen das Heck ihres Wagens
Plakate der beiden Präsidentschaftskandidaten George W. Bush und John Kerry sind hier in Dallas regio nirgends zu sehen. Hingegen fallen Schilder von unterschiedlichen Grössen in schier jedem zweiten Garten auf. Abhängig vom sozialen Status oder persönlichen Vorlieben der Hausbesitzer werden diese Schilder zur politischen Beeinflussung zugunsten der Republikaner oder der Demokraten genutzt. In den nobleren Quartieren beispielsweise wird auffälligerweise für "Bush/Cheney ’04" geworben. Auf den Schildern prangen jedoch meist in grossen Lettern die Namen der texanischen Elektoren Martin Frost (Demokrat) oder Pete Sessions (Republikaner).
Auch nutzen Amerikaner ihr Auto gern für politische Werbung. "God is neither democrat nor republican" ("Gott ist weder Republikaner noch Demokrat") oder "Republicans for Kerry" sind witzige Beispiele für kleine, aber gut sichtbare, politische "Stickers" an Auto-Hecks. Solche Beeinflussungsmöglichkeiten und Formen der politischen Werbung waren für mich neu und gewöhnungsbedürftig. Doch bestimmt haben diese zahlreichen Auto-Kleber und Gartenschilder einen (un)bewussten Einfluss auf die öffentliche Meinungsbildung. Gewisse Leute halten es allerdings nicht für angebracht, ihre politische Haltung anderen mitzuteilen, da sie dies für "etwas Persönliches" halten.
* * *
Nicht nur das Fernsehen berichtet ständig über die kommenden Wahlen, auch an meiner Highschool ist der Wahlkampf Kerry/Bush immer wieder ein Thema unter den Schülerinnen und Schülern, in der Stunde, unter der Lehrerschaft. Obwohl die Lunchzeit nur dreissig Minuten dauert, bietet sich dennoch immer Gelegenheit für eine kurze Debatte. "I hate Bush!", hört man plötzlich eine Stimme am Esstisch der Mensa sagen. Darauf die Antwort einer Schülerin, die, ihres Alters wegen, noch nicht stimmen kann: "If I could vote, I would vote for Bush." Andere fragen "Did you see the debates yesterday?”, was auch schon zu heftigen Diskussionen führte, da die Bush-Fans fanden, Kerry aber flipfloppe, während die Kerry-Befürworter meinten, dass Bush nicht über ein so hohes (geistiges) Niveau verfüge wie sein demokratischer Herausforderer, und dass der Präsident Kirche und Staat miteinander vermische. Die Lehrerinnen und Lehrer versuchen sich mit ihrer persönlichen, politischen Meinung zurückzuhalten, obwohl es einzelne Ausnahmen gibt.
* * *
Das Fernsehen ist für die meisten Amerikaner die Newsquelle Nummer eins. Kein Wunder: In vielen amerikanischen Haushalten läuft immer mindestens ein TV-Apparat. Dass Meinungen dadurch beeinflusst werden können, liegt nahe. Besonders witzig sind die Comedy Shows, welche die Politiker auf die Schippe nehmen - beispielsweise Bush in seinen berühmten Stotter-Momenten.
"Comedy-Shows nehmen Bushs Stottern
Meinungen sind, wie Geschmäcker, verschieden. Gewisse Bürgerinnen und Bürger sind sich ihrer Meinung sicher, andere wollen Bush "bestimmt nicht nochmals" als Landesoberhaupt, sind aber auch von Kerry nicht hundertprozentig überzeugt. Oftmals stimmen diese schliesslich Anti-Bush für Kerry. Mein Tennislehrer, Mr. Bush, ist dagegen zufälligerweise der zweite Cousin von Präsident George W. Bush. Jener gehört zu der Sorte der entschlossenen Wähler. Die TV-Debatten verfolge er nicht, meinte er, "das ist langweilig". Für wen er stimmen wird, ist ja wohl klar - im Staat der Büsche! 29. Oktober 2004
AUTORIN
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