Junge SVP stellt Abweichler an den öffentlichen PrangerBasel, 15. April 2010In Form einer "Schwarzen Liste" stellt die Junge SVP Basel-Stadt bürgerliche Grossrätinnen und Grossräte, die gegen die Fraktionmeinung votieren, im Internet öffentlich an den Pranger. Ausgangspunkt sind die drei bürgerliche Motionen für eine Verschärfung der Integrationspolitik, die gestern Mittwoch im Kantonsparlament äusserst knapp gescheitert sind. Den Ausschlag dazu gaben einzelne Exponenten der CVP, FDP, GLP und LDP, die sich die Freiheit herausnahmen, gegen die offizielle Fraktionsmeinung zu stimmen. Weiterführende Links: ![]() "Meinungsführer irren politisch ziellos umher" Die Abstimmungsresultate der drei Motionen zur Integrationspolitik haben es wieder einmal gezeigt! Die Bürgerlichen sind uneinig – mehr denn je… Gewisse "Bürgerliche" haben ja nicht einmal eine eigene Meinung (dies im Gegensatz zu den sogenannt Linken!). Gar "Meinungsführer" der Bürgerlichen irren da ziellos politisch umher – wie soll dies mal zu einer bürgerlichen Mehrheit im Regierungsrat führen? Und bei diesen drei Motionen waren einige Bürgerliche mutlos, so dass sie sich in die Stimmenthaltung flüchteten (ja kein "Böser" sein!). Man stellt auch fest, dass mehrere dieser "Politiker", die sich da und dort der Stimme enthielten, bekannte "Parteispringer" sind! Eine solche Haltung ist heute offensichtlich opportun und leider von vielen gerne gesehen (Wischiwaschi-Politik). Auch die GLP gibt in dieser Angelegenheit gleich Vollgas: Grossrat Bülent Pekerman hat mit seinen drei (!) Stimmenthaltungen den Vogel abgeschossen. Wann kommt da der Parteiwechsel?
In früheren Jahren wurden übrigens solch wichtige Abstimmungsresultate jeweils mit Namen der Grossratsmitglieder in Basels grösster Zeitung unter "Bericht aus dem Grossen Rat" veröffentlicht. Dies wird aber seit langem nicht mehr gemacht – eben auch da wischiwaschi! Nur so weiter.
Die Resultate bezüglich der drei Motionen haben eines bestimmt bewirkt: Steilpässe für gewisse Parteien bei den nächsten Wahlen – Dankeschön! Markus Borner, alt Grossrat, Basel "Denkverbot auf der Linken à la Oberster Sowjet" Jeder hat die Freiheit, gemäss seinem Gewissen abzustimmen, und das soll auch so bleiben. Nicht minder ärgerlich sind aber Disziplinierung und Denkverbot auf der Linken à la "Oberster Sowjet" – wehe, es würde jemand ausscheren! Es wäre sicherlich positiv, dürften sich wirklich alle Grossräte frei zur Fraktionsmeinung äussern. Realistisch betrachtet geht die Schweiz indessen Richtung Demokratieverständnis à la Deutschland, will heissen: Alle haben sich der Partei unterzuordnen. Die politischen Pole geben hier die Marschrichtung vor. Karl Linder, Basel "SVP sollte nach China auswandern" Gott sei Dank gibt es noch Abweichler resp. Selberdenkende – dies rechts und links in der politischen Landschaft. Wenn die SVP eine stramme Gleichschaltung will, sollten sie nach China auswandern, dort wird ihr Wunsch ohne Problem erfüllt werden. Bruno Heuberger, Oberwil "SVP will aus allem einen Skandal machen" Den Kommentaren von Beatrice Alder und Judith Stamm pflichte ich bei. Zudem noch dies: Im Nationalrat stimmen wir elektronisch ab. Unser Abstimmungsverhalten ist auf der Website des Parlaments immer für alle einsehbar und damit transparent. Die SVP (in diesem Falle die Junge SVP) meint aus allem einen Skandal machen zu können. Transparenz ist kein Skandal. Weder in Bern noch in Basel. Silvia Schenker, Nationalrätn SP, Basel "Es ist dann halt schon mühsam" Man kann über die Art und Weise einer Aktion immer streiten. Inhaltlich bin ich aber auf jeden Fall mit der JSVP BS einverstanden: Die Gespräche zwischen den Parteien SVP, FDP, CVP, LDP und GLP zogen sich über Wochen hin. Alle Akteure waren bestrebt, einen Kompromiss zu finden, damit die gemeinsamen Integrationsvorstösse lanciert werden können. Zwischen den einzelnen Gesprächen wurde Rücksprache mit den Fraktionen genommen. Und dann ist es halt schon mühsam, wenn einzelne bürgerliche Parlamentarier ausscheren, während es bei Rot-Grün keine Abweichler gibt. Die SVP war inhaltlich auch nicht mit allen Punkten über die inhaltliche Ausgestaltung der Vorstösse glücklich, trug diese aber im Sinne eines gemeinsamens Kompromisses mit. Die Abweichler haben dafür gesorgt, dass unser Kanton es mit der Integration von Ausländer nach wie vor nicht ernst meint. Sie machen zudem die konstruktive Arbeit zwischen den fünf Parteien zunichte und schaden der gemeinsamen bürgerlichen Sache. Sebastian Frehner, Präsident SVP Basel-Stadt, Basel "Sinn eines Parlamentsmandates nicht begriffen" Für die nationale Ebene heisst es in Art. 161 der Bundesverfassung: "Die Mitglieder der Bundesversammlung stimmen ohne Weisungen". Dieser Grundsatz gilt meiner Meinung nach für alle vom Volk gewählten Parlamentsangehörigen, auch auf kommunaler und kantonaler Ebene. Wer damit nicht umgehen kann, hat den Sinn eines Parlamentsmandates nicht begriffen: Es ist Pflicht jedes Mitgliedes eines Parlamentes, bei jedem Geschäft "nach bestem Wissen und Gewissen" zu entscheiden und die eigene Meinung nicht scchon an der Garderobe abzugeben!
Ohne auf den Inhalt der Vorstösse einzugehen: offensichtlich waren die Argumente der Befürworter doch nicht hundertprozentig überzeugend! Aber mit "Prangermethoden" kann eine solche Scharte nicht ausgewetzt werden. Wer andere an den Pranger stellt, disqualifziert sich selbst. Es ist immer ärgerlich,im Parlament "ganz knapp" zu verlieren. Das gehört zur Politik, genau wie das "ganz knapp gewinnen". Insofern hat Politik Ähnlichkeiten mit dem Fussballspiel. Und das ist ja in Basel nicht unbekannt! Judith Stamm, Luzern "Grossräte stimmen ohne Instruktion" Gegründet auf die Bundesverfassung hält die Basler Verfassung in Artikel 81 fest, dass die Mitglieder des Grossen Rates "ohne Instruktionen stimmen". Daraus folgt, dass es auch keine "Abweichler" geben kann, sondern individuelle Menschen, die je gemäss ihrer Überzeugung und Verantwortung stimmen. Beatrice Alder, Grossrätin, Basel |
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