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Defilee am Tag des Kriegsbeginns – geringe Proteste
Basel, 1. September 2009
Gegen tausend WK-Soldaten eines Panzergrenadier-Bataillons der Schweizer Armee marschierten heute Dienstagnachmittag durch die Freie Strasse auf den Marktplatz zur Fahnenübergabe. Dem Defilee wohnten auch die beiden zuständigen Basler Regierungsräte Hanspeter Gass (FDP) und Christoph Eymann (LDP) bei. Die Polizei zeigte beträchtliche Präsenz.
Der Anlass – vor allem das geschichtsträchtige Datum seiner Durchführung – war stark umstritten: Heute vor 70 Jahren begann mit dem Überfall der Deutschen auf Polen der Zweite Weltkrieg. Insbesondere Linksparteien hatten gegen diese "Machtdemonstration der Schweizer Armee" protestiert und die Regierung aufgefordert, keine Delegation zu entsenden.
Während des kurzen Durchmarschs der Soldaten kam es zu einer kurzen Nervosität, als rund 20 Defilee-Kritiker mit Transparenten ihren Unmut lautstark kund taten, während eine beträchtliche Zahl Zuschauender Applaus spendete. Zwischenfälle gab es keine. Vereinzelt waren Transparente mit Aufschriften wie "Peace" und "Nie wieder Krieg" zu sehen.
Vor dem Defilee drillten einzelne Kommandanten ihre Kämpfer noch kurz in Zugschule (Bild). "Arschbagge zemme!", schallte es in ungewohntem Befehlston über den sonst so beschaulichen Münsterplatz.
SP sollte Soldaten einen Drink spendieren"
Gut geschrieben, Herr Garcia! Schon das Wort "Defilee" ist ja übertrieben. Das Bataillon ist doch ganz einfach durch die Freie Strasse marschiert, hat sich auf dem Marktplatz aufgestellt und die Standarte abgegeben. So war und ist das x-mal im Jahr vielerorts in der Schweiz am WK-Ende üblich.
Die SP Basel-Stadt sollte den Soldaten einen Drink spendieren zum Dank für die Gelegenheit, sich wieder einmal lautstark öffentlich gar schröcklich aufregen zu dürfen. Tragt Sorge zu eurem liebsten Feindbild, Genossen, so könnt ihr euch regelmässig in Szene setzen! Wenn es wirklich um ein sensibles Datum gehen würde, dürftet ihr den 1. Mai nicht öffentlich feiern, sondern müsstet zu Hause still und verschämt der zahllosen Opfer des Sozialismus gedenken.
Natürlich ist es abstrus, die Schweizer Sozialisten pauschal für die Verbrechen und Auswüchse des Sozialismus mitverantwortlich zu machen, nur weil sie Sozialisten sind. Genauso daneben ist es allerdings auch, so zu tun, als ob die Schweizer Armee irgendeine Mitschuld am Ausbruch des Zweiten Weltkrieges hätte, nur weil sie aus Soldaten besteht.
Karl Freivogel, Gelterkinden
"Die paar Männli!"
Hätte das Defilee vielleicht am Samstag davor staffinden sollen? Wenn die Stadt sowieso schon knallevoll ist? Oder am Sonntag, am Tage des Herrn? Schliesslich hat man die voran gegangene militärische Übung ja wohl nicht auf diese bestimmte Woche geplant damit man mit dem anschliessenden Defilee den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges feiern kann.
So etwas zu denken bin ich nicht paranoid genug. Mich stört das Datum überhaupt nicht. Es hätte mich auch nicht gestört, wenn das Defilee am 17. Juli stattgefunden hätte. Also am Tag des Beginns des Spanischen Bürgerkrieges, in dem einer meiner direkten Vorfahren ums Leben kam und andere verletzt oder verwundet wurden und sie allesamt Schreckliches durchgemacht haben. Die Schweiz hat nämlich den Spanischen Bürgerkrieg weder angezettelt noch daran Teil genommen. Genausowenig wie am deutschen Einmarsch in Polen.
Die Empörung mancher Mitmenschen entspringt einfach dem ihren ganz eigenen Drang, der Armee bei jeder erdenklichen Gelegenheit eins auszuwischen. Wären wohl dieselben Proteste laut geworden, wenn der Anlass am Jahrestag der Oktober-Revolution stattgefunden hätte? Und was heisst schon "Machtdemonstration der Schweizer Armee"? Die paar Männli? Ich bitte Euch! Ich sehe das Ganze eher als Gruss einer Bürgerarmee an die Bürger der Stadt Basel. Also bitte, bleibt friedlich und freundlich.
Juan Garcia, Ziefen