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Auch in Basel ist das Wegschauen hoch im Kurs

Wenn es um die Hilfsbereitschaft und Anteilnahme auf Strassen geht, zeigt sich in Basel ein durchzogenes Bild. Dies jedenfalls ergab eine kleine Forschungsarbeit von drei Schülern des Gymnasiums Muttenz.
Basel, 24. Januar 2012

Josianne Baumann hat in der Freien Strasse gross eingekauft. Eine dicke Einkaufstüte trägt sie bei sich. An einem Abfallkübel bei der Streitgasse hält sie kurz inne und entsorgt etwas. Dann geht sie weiter – ihren Sack (bedruckt mit einer stattlichen Männerbrust) aber vergisst sie und lässt ihn stehen. Doch ein aufmerksamer Passant auf der gegenüberliegenden Strassenseite bemerkt den Faux-pas ("Hallo!") und weist sie umgehend darauf hin.

Der Passant gehört mit seinem Eingreifen zu 23 weiteren Personen, die den Test bestehen. Denn Baumanns Vergesslichkeit war nur gespielt. Sie und zwei andere Schüler des Gymnasiums Muttenz wollten in ihren verhaltenspsychologischen Versuchen herausfinden, wie es um die Hilfsbereitschaft der Baslerinnen und Basler steht. Sie beobachteten die Passanten, die den Vorfall eindeutig mitverfolgen konnten, und registrierten deren Reaktion.

Nur die Hälfte hilft

Insgesamt spielten die Gymnasiasten den Vorgang in der City 50-mal durch, wobei sie sechs Versuche wegen zufälliger Fehler aus der Wertung nahmen - wenn zum Beispiel gerade kein Passant die vergessliche Taschenträgerin beobachtete. Das Ergebnis: In den 44 verbliebenen, regulären Fällen machten sich nur knapp 55 Prozent der als Versuchskaninchen Auserwähten die Mühe, die Schülerin auf ihr Missgeschick aufmerksam zu machen. 20-mal kam es vor, dass eine oder mehrere Personen die Situation zwar offensichtlich wahrnehmen konnten, aber dennoch nichts unternahmen.

Baumann schätzt das Resultat gegenüber OnlineReports als ambivalent ein. Es sei zwar "sicher kein schlechtes Ergebnis", es sei aber auch "nicht extrem gut". Eine besonders ausgeprägte Bereitschaft zum Dienst an Passanten war in Basel somit nicht auszumachen. Allerdings relativiert die Schülerin die Aussagekraft des Versuchs: Es sei "schwierig, bei kleinen Studien mit geringer Anzahl Probanden eine verlässliche Diagnose zu stellen".

Frauen etwas umsichtiger

Die Jungforscher interessierten sich darüber hinaus für die Frage, ob es einen auffälligen Verhaltensunterschied zwischen den Geschlechtern gebe. Fazit: Frauen reagierten etwas häufiger auf die liegen gebliebene Tasche als Männer.

Diese absoluten Zahlen sind allerdings mit etwas Vorsicht zu geniessen, denn die drei Schüler achteten nicht darauf, exakt gleich viele Frauen wie Männer zu testen. Die etwas grössere weibliche Hilfsbereitschaft rührt also möglicherweise daher, dass mehr Frauen als Männer an der Studie teilnahmen. Das genaue Verhältnis, so Baumann zu OnlineReports, hätten sie sich nicht notiert. Die methodischen Unschärfen dürfen den Maturanden verziehen werden.

Weniger Hilfsbereitschaft bei grossen Gruppen

Baumann und ihre beiden Mitglieder des Forschungsteams, Julia van Ditzhuyzen und Laurin Kost, weisen in ihrer schriftlichen Arbeit auf ein weiteres gruppendynamisches Phänomen hin: den sogenannten "Bystander Effect". Damit ist gemeint, dass die Wahrscheinlichkeit einer Hilfeleistung mit steigender Gruppenzahl abnimmt. Je mehr Menschen beispielsweise gleichzeitig eine Person in Not entdecken, desto geringer ist die Chance, dass jemand tatsächlich die Initiative ergreift und einschreitet.

Was als Erklärung zunächst paradox erscheint, ist leicht nachvollziehbar: Mit wachsender Gruppestärke schrumpft einerseits die Verantwortung des Einzelnen, während anderseits bei jedem Beobachter die Angst steigt, er könne sich durch eine Fehleinschätzung der Situation vor den anderen blamieren. Wenn er zudem sieht, dass sie auch nicht eingreifen, verstärkt sich dieses Gefühl noch.

Tatsächlich konnten die drei jungen Verhaltensforscher auch in ihrer Studie einen leichten "Bystander Effect" nachweisen. Wie sie in ihrer Arbeit schreiben, wurde die Tasche "öfter ignoriert, wenn sich die Probanden in einer Gruppe von mehr als fünf Leuten befanden", und zwar im Verhältnis von immerhin rund 60 zu 40 Prozent.

Keine Vergleichswerte aus andern Städten

Ob Basel mit diesem Ergebnis schlechter abschneidet als andere Städte oder Regionen, konnte Baumann nicht sagen. Wie sie OnlineReports berichtete, habe auch eine intensive Internetrecherche keine vergleichbare Studie zum Vorschein gebracht.

Trotzdem stimmt ihre Arbeit nachdenklich, denn sie hält der Gesellschaft einen Spiegel vor. Die Frage sei erlaubt, wie selbstbezogen eine Gesellschaft ist, in der es als akzeptables Ergebnis gilt, wenn sich nur gut 50 Prozent der Bürger in der beschriebenen Situation zum Handeln veranlasst fühlen. Ein denk-würdiges Problem.




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RückSpiegel

 

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Prime News zitiert in einem Interview mit dem neuen Baselbieter SP-Fraktionschef Adil Koller OnlineReports.

persoenlich.com zitiert aus der OnlineReports-Meldung über den Abgang der stellvertretenden Regionaljournal-Basel-Leiterin Marlène Sandrin.

Prime News nimmt in einem Artikel über die Krise in der Mitte Baselland Bezug auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Artikel über Klima-Massnahmen auf OnlineReports.

BaZ und Baseljetzt erzählen die OnlineReports-Recherche über FDP-Politiker Ferdinand Pulver nach, der nach seiner Wahl zum Gemeindepräsidenten die IV-Rente verloren hat.

Die Volksstimme nimmt die OnlineReports-News zur Amokdrohung in der Primarschule Sissach auf.

Die bz zitiert in einem Artikel zum Kutschen-Museum in Riehen OnlineReports.

Die BaZ nimmt in einem Beitrag zu den Perrondächern in Liestal Bezug auf OnlineReports. 

Bajour bezieht sich in einem Porträt von Balz Herter auf OnlineReports.

BaZ, bz und Happy Radio zitieren die OnlineReports-Recherche über den krankheitsbedingten Ausfall des Baselbieter Mitte-Präsidenten.

Die bz zieht die OnlineReports-Recherche über die finanziellen Probleme der Mitte Baselland nach.

Das SRF-Regionaljournal Basel und die bz greifen die OnlineReports-Recherche zum Helene-Bossert-Buch auf.

BaZ, bz und Baseljetzt nehmen den OnlineReports-Artikel über den Rückzug von Pick-e-Bike aus dem Laufental auf.

Die BaZ zitiert in einer grossen Hintergrund-Geschichte zur Basler GLP aus einem Artikel von OnlineReports.

bz, BaZ und Volksstimme beziehen sich in ihren Artikeln zum Jakobushaus in Thürnen auf die Recherche von OnlineReports.

Die BaZ nimmt in einem Artikel über die Wirtschaftskammer Bezug auf ein Porträt aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Volksstimme zitiert die OnlineReports-Recherche zum neuen Konzessionsvertrag der Elektra Baselland.

Bajour bezieht sich im Wochenkommentar auf die OnlineReports-Analyse zu den Basler Grünen.

Die bz zitiert die OnlineReports-Recherche zu den geplanten Beschwerden gegen die Salz-Sondierbohrungen im Röserental.

Die BaZ bezieht sich in einer Meldung über den neuen Geschäftsführer der Aids-Hilfe beider Basel auf eine Recherche von OnlineReports.

BaZ, bz, Baseljetzt und Happy Radio nehmen die Recherche von OnlineReports über den Abgang des Finanzchefs Tim Kretschmer beim Kunstmuseum Basel auf.

Die BaZ bezieht sich in einem Artikel zur Abstimmung über das Baselbieter Gesundheitsgesetz auf eine Recherche von OnlineReports zum Mangel an Kinderärzten im Oberbaselbiet.

Die BaZ zitiert die OnlineReports-Meldung über die Nachfolgelösung beim BackwarenOutlet.

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Weitere RückSpiegel






In einem Satz


Rebekka Hatzung,
Direktorin des St. Claraspitals, ist turnusgemäss von der Mitgliederversammlung
zur neuen Präsidentin
der Basler 
Privatspitäler-Vereinigung
gewählt worden. 

Die frühere Sprecherin des EuroAirports Vivienne Gaskell ist neue Präsidentin des Kulturvereins Elsass-Freunde Basel.

Kulturanthropologe Friedrich von Bose tritt am
1. November 2025 die Nachfolge von Anna Schmid als neuer Direktor des Museums der Kulturen Basel an.

Die 56-jährige Baslerin
Elena Guarnaccia wird per
1. April 2025 neue CEO von Kinderkrebs Schweiz mit Sitz in Basel.

Cemi Thoma wird ab
dem 1. August 2025 neuer Stadtverwalter von Liestal.

Der Verwaltungsrat der EBL hat Markus A. Meier per 1. April 2025 zum Mitglied der Geschäftsleitung und zum Leiter des neuen Verantwortungsbereichs Strategy, Assurance und Group IT ernannt.

Tanja Bugmann ist neue Geschäftsführerin der Basler Traditions-Confiserie Beschle.

Die Basellandschaftliche Pensionskasse erweitert die Geschäftsleitung: Manuel Flückiger führt künftig den neu geschaffenen Bereich "Digitalisierung und Innovation".

Stefan Nellen wird neuer Staatsarchivar von
Basel-Stadt
und damit Nachfolger von Esther Baur, die in Pension geht.

Der Verwaltungsrat des EuroAirport hat Renaud Paubelle zum neuen stellvertretenden Direktor ernannt.

Der Bankrat der Basler Kantonalbank hat den 54-jährigen Christoph Auchli, CFO des Konzerns und Mitglied der Geschäfts- und Konzernleitung, zum stellvertretenden CEO und stellvertretenden Vorsitzenden der Konzernleitung ernannt. 

Der 27-jährige Lukas Loss, ausgebildeter Pianist und Gründer des Interfinity-Musikfestivals in Basel, gewinnt den Jugendpreis des Sperber-Kollegiums 2025.

Das Comité gibt die Plakette und das Motto der Basler Fasnacht 2025 bekannt: "Syg wie de wottsch".

Das "Amt für Wald beider Basel" heisst neu "Amt für Wald und Wild beider Basel".

Die Baselbieter Regierung hat den Verein "Repair Café Binningen-Bottmingen" mit dem mit 8000 Franken dotierten Freiwilligenpreis 2024 ausgezeichnet.

Der Basler Stern 2024 geht
an den "Floss"-Kapitän
Tino Krattiger für seine Pionierarbeit im Bereich Kultur und Stadtleben sowie für sein Engagement für die Aufwertung der Rheingasse. 

Das Drum'n'Bass-Produzentenduo QZB gewinnt den Basler Pop-Preis 2024 und erhält die mit
20'000 Franken dotierte Förderung und Auszeichnung des Musikbüro Basel.

Basel-Stadt
braucht einen neuen IT-Chef: Der jetzige Dienststellen-Leiter Mario Magnanelli verlässt den Posten per Ende Mai 2025.

Die Jungen Grünliberalen beider Basel haben Timon Bischofberger neben Eileen Fischer ins Co-Präsidium gewählt.

Die Architektin und Stadtentwicklerin Barbara Buser erhält den Basler Kulturpreis 2024.

SRF-Literaturredaktor und Drummeli-Regisseur Michael Luisier ist neu Mitglied des Schnitzelbank-Comités.

Der frühere Diplomat Paul Seger übernimmt das Präsidium der Winterhilfe Basel-Stadt von Marianne Eggenberger.

Grünen-Politikerin Natalie Oberholzer aus Liestal rückt für Erika Eichenberger in den Landrat nach.

Beatrice Stirnimann, CEO der Baloise Session, wird zur "Ehrespalebärglemere 2024" ernannt.

Eventmanager Beat Läuchli wird Projektleiter des Eurovision Song Contest (ESC) 2025 in Basel.

Michael N. Hall vom Biozentrum der Universität Basel erhält den Balzan-Preis 2024 für seine Forschung zu den biologischen Mechanismen des Alterns.

Der 27-jährige Journalist Maximilian Fankhauser übernimmt im Oktober die Leitung von Baseljetzt, der Online-Newsplattform von Telebasel; die jetzige Stelleninhaberin Lea Meister wechselt zu Prime News.

Manuela Witzig, bisherige Leiterin der deutschsprachigen Unternehmenskommunikation, übernimmt per 9. September 2024 von Direktor Matthias Suhr die Leitung der Kommunikation und Public Affairs beim EuroAirport.

Evelyn Borer,
Synodenpräsidentin der Evangelischen Kirche Schweiz, ist neue Präsidentin des Vorstands von Mission 21.

Markus Habegger übernimmt am 2. August die Leitung des Tageshauses für Obdachlose in Basel als Nachfolger von
Paul Rubin.

Der Basler Rechtsanwalt und Baurechtsexperte Daniel Gebhardt wird neuer Verwaltungsratspräsident der Rhystadt AG, der grössten Eigentümerin auf dem Klybeck-Areal. 

Die Baselbieter Grünen-Landrätin Erika Eichenberger tritt im September zurück, Natalie Oberholzer rückt nach.

Ass. Prof. Dr. Prisca Liberali wird für ihre Forschung auf dem Gebiet der Gewebebildung mit dem Wissenschaftspreis der Stadt Basel ausgezeichnet.

Sarah Mehler folgt am
1. Oktober als neue Geschäftsführerin der Kaserne Basel auf Eva Heller.

Markus Jordi,
langjähriges Mitglied der SBB-Konzernleitung, übernimmt am 1. Januar 2025 den Vorsitz des Fachhochschulrats der Fachhochschule Nordwestschweiz.

Karoline Sutter und Urs Berger treten nach über zehn Jahren per 31. März 2025 aus dem Bankrat der Basler Kantonalbank zurück, die Vakanzen werden demnächst ausgeschrieben.