BaZ betrachtet Abo-Kündigungen als "gegenstandslos"
Basel, 4. Dezember 2010
Nach dem erneuten Besitzerwechsel vom Duo Tettamanti/Wagner an den Basler Flugunternehmer Moritz Suter will die "Basler Zeitung" die rund 1'400 Abo-Kündigungen nicht akzeptieren. In einem Brief an die abtrünnigen BaZ-Abonnenten schreibt die "Basler Zeitung Medien", sie betrachte die Abo-Kündigungen als "gegenstandslos", wie die Sendung "Schweiz aktuell" von Schweizer Fernsehen gestern Freitagabend berichtete. Laut dem Bericht heisst es weiter im Brief des Verlags an die Abonnenten: "Sollten Sie wider Erwarten daran festhalten wollen, bitten wir Sie um eine kurze Benachrichtigung." Die "Basler Zeitung" wird in der Sendung mit den Worten zitiert, sie habe sich mit dem Vorgehen "eine grössere Wiedergewinnungsquote" erhofft. "So viel Egoismus muss man uns zugestehen." Durch den Einstieg von Suter habe die Zeitung davon ausgehen können, dass "ein Grossteil der Leute nun doch ihr BaZ-Abonnement gerne behalten möchte".
Nach Informationen von OnlineReports verlor die BaZ in den letzten drei Monaten 1'850 Abonnenten, gegen 450 als Reaktion auf den Amtsantritt des neuen rechten Chefredaktos Markus Somm, rund 1'400 als Protest gegen den Einfluss des SVP-Politikers Christoph Blocher über ein Beratungsmandat seiner Robinvest AG.
"Ohne das geringste Fingerspitzengefühl"
Es ist nicht zu fassen! Da freut man sich, dass Moritz Suter die BaZ wieder nach Basel geführt hat und "retten" wollte. Und dann wieder so eine Aktion ohne das geringste Fingerspitzengefühl! Lieber Herr Suter, lieber Herr Somm: Das Publikum will sich nicht nötigen lassen! Das Publikum will ernst genommen werden! Statt die Leute zu einer zweiten Abo-Kündigung zu zwingen, wäre es besser gewesen, einfach neues Vertrauen aufzubauen und die Kunden langsam zurückkommen zu lassen. Und der Spruch vom "Egoismus" schlägt dem Fass die Krone ins Gesicht. Aber weil im Moment Schnee liegt, meint ihr wohl, dass man mit den Baslern Schlitten fahren kann. Die mögen jedoch drei Dinge nicht: Vertuschungsmanöver, unzulässigen Druck und Elefanten im Porzellanladen. Wie wärs mit einem Migros-Wochenend-Workshop in angewandter Psychologie für den Herrn Verleger und den Herrn Chefredaktor?
Esther Murbach, Basel
"Eine bodenlose Frechheit"
"Egoismus, der zugestanden werden muss." So nennt man das jetzt. Für mich ist das nichts als eine bodenlose Frechheit und beweist, dass ich als Abonnentin als nichts anderes angesehen werden denn als Milchkuh, die zwar bezahlen darf, aber nicht im allergeringsten ernst genommen wird.
Ich hatte Herrn Somm schon vor zwei Monaten geschrieben, dass ich wegen seines unflätigen Schreibstils resp. -inhalts schweren Herzens mein Abo kündigen würde, da ich keine Lust hätte, mit meinem sauer verdienten Geld die SVP zu sponsern. Seine Antwort war, dass "er da wohl nicht mehr viel ändern könne, als die Abbestellung weiterzugeben" und dass "er gar nicht so einseitig sei, wie ich es wahrnehmen würde". Sehr tröstlich, vor allem aber schade, denn erst Monate vorher war es Matthias Geering gelungen, mein Vertrauen in die BaZ wieder zu gewinnen, nachdem ich mein jahrzehntlanges Abo unterbrochen hatte.
Jetzt ist der Fall hingegen eindeutig: "BaZ Nein Danke", solange Herr Somm dort waltet und schaltet. Seit Suter der Chef ist, hat Somm kein Jota seines Tons geändert. Also bitte, mit mir nicht oder höchstens mit einem juristischen Nachspiel. Denn eigentlich ist eine Kündigung eine Kündigung. Oder werden neuerdings auch solche Rechtsgrundsätze ausgehebelt?
Brigitte Wenger Sahin, Basel